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53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Erlangen, 12. - 14.09.2019

Die ärztliche Behandlung eigener Angehöriger – eine Fragebogenstudie unter Hausärzten und Kinderärzten in Nordrhein

Meeting Abstract

  • Natalie Mücke - Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Medizinische Fakultät, Institut für Allgemeinmedizin, Düsseldorf, Deutschland
  • Michael Pentzek - Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Medizinische Fakultät, Institut für Allgemeinmedizin, Düsseldorf, Deutschland
  • Vera Kalitzkus - Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Medizinische Fakultät, Institut für Allgemeinmedizin, Düsseldorf, Deutschland
  • Stefan Wilm - Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Medizinische Fakultät, Institut für Allgemeinmedizin, Düsseldorf, Deutschland
  • presenting/speaker Achim Mortsiefer - Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Medizinische Fakultät, Institut für Allgemeinmedizin, Düsseldorf, Deutschland

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erlangen, 12.-14.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV34-02

doi: 10.3205/19degam066, urn:nbn:de:0183-19degam0668

Published: September 11, 2019

© 2019 Mücke et al.
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Text

Hintergrund: Zur ärztlichen Behandlung eigener Angehöriger gibt es in Deutschland weder Handlungsempfehlungen der Ärztekammern noch eine öffentliche Diskussion. Empirische Untersuchungen dazu stammen überwiegend aus den USA.

Fragestellung: Ziel dieses Forschungsprojekts ist es, erstmalig in Deutschland epidemiologische Daten bei Primärärzten zur Behandlung eigener Angehöriger zu erheben.

Methoden: Fragebogenstudie unter niedergelassenen Hausärzten und Kinderärzten in Nordrhein. Die Fragebogenentwicklung erfolgte in folgenden Schritten: interprofessionelle Gruppendiskussion, vier Experteninterviews, Formulierung der Fragebogen-Items, 10 kognitive Pretests, Pilotierung mit 40 Fragebögen. Der Fragebogen bezieht sich auf (Ehe)-Partner, Kinder, eigene Eltern, Eltern des Partners und umfasst 5 Teile (91 Items, 7 Freitextfelder). Hier präsentiert werden die Ergebnisse der deskriptiven Auswertung.

Ergebnisse: Von 987 zugestellten Fragebögen wurden 393 zurückgesendet (39,8% response). Das Durchschnittsalter war 54 Jahre, der Frauenanteil betrug 51%. 12% der Teilnehmer waren Kinderärzte. 97% der Ärzte hatten in den letzten 12 Monaten mindestens einmal einen Angehörigen behandelt. 84% der Ärzte bezeichneten sich als primärer Hausarzt von mindestens einem ihrer Angehörigen. Häufige Behandlungsarten (≥3x in letzten 12 Monaten) waren Verschreibung oder Aushändigung von Medikamenten (Partner 45%, Kinder 37%, Eltern 43%, Schwiegereltern 26%), körperliche Untersuchung (Partner 18%, Kinder 24%, Eltern 25%, Eltern des Partners 15%) sowie Anordnung/Erbringung von Laboruntersuchungen (Partner 14%, Kinder 7%, Eltern 19%, Eltern des Partners 9%). Bei weniger als 1/3 fanden die Behandlungen stets in den Räumen der Arztpraxis statt. Mehr als 40% der Ärzte gaben an, die Befunde nicht oder nur teilweise zu dokumentieren.

Diskussion: Die Studie belegt, dass fast alle Primärärzte in die Behandlung eigener Angehöriger involviert sind. Häufige Behandlungen im privaten Umfeld und niedrige Dokumentationsraten könnten als Indizien für Abweichungen von der professionellen Routine bei der Behandlung eigener Angehöriger gewertet werden.

Take Home Message für die Praxis: Die Behandlung eigener Angehöriger stellt eine Herausforderung mit hoher Relevanz dar und sollte in der ärztlichen Aus-, Weiter- und Fortbildung stärker thematisiert werden.