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53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Erlangen, 12. - 14.09.2019

Opioidgebrauchsstörung in Deutschland: Droht Deutschland eine Opioidepidemie?

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Klaus Weckbecker - Heinrich-Heine-Universität, Institut für Allgemeinmedizin, Deutschland
  • Johannes Just - Praxis Hausärzte am Rhein, Bonn, Deutschland

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erlangen, 12.-14.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV33-04

doi: 10.3205/19degam064, urn:nbn:de:0183-19degam0642

Published: September 11, 2019

© 2019 Weckbecker et al.
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Hintergrund: Missbrauch und Abhängigkeit von verschreibungspflichtigen Opioiden sind in den USA zu einer Gesundheitskrise herangewachsen. Mortalität und Morbidität steigen trotz Gegenmaßnahmen weiter an und reduzieren die Gesamtlebenserwartung. Die Situation in Deutschland ist aus vielerlei Gründen nicht mit der Opiodepidemie in den USA vergleichbar (Verfügbarkeit von Schmerzmitteln allgemein & speziell von Opioiden, Alter der Patienten mit Opioiddauertherapie u.a.m). Auf der anderen Seite fehlen Untersuchungen zur Prävalenz der Opioidgebrauchsstörung in Deutschland.

Fragestellung: Angesichts der Entwicklung in den USA stellt sich die Frage, ob eine ähnliche Entwicklung in Deutschland zu beobachten ist. Wie hoch ist die Prävalenz der Opioidgebrauchsstörung unter Patienten mit einer Opioiddauertherapie in Deutschland?

Methoden: In einer Serie von drei Studien untersuchten wir eine repräsentative Bevölkerungsstichprobe (Sekundärdatenanalyse) sowie zwei Populationen von ambulant Patienten mit Opioiddauertherapie (prospektive Befragung) auf Zeichen einer Opioidgebrauchsstörung.

Ergebnisse: 18% - 26,6% der Patienten waren von einer Opioidgebrauchsstörung betroffen. Mittelschwere bis schwere Fälle wurden in 5% - 10% der Fälle diagnostiziert.

Diskussion: Opioide sind richtig eingesetzt gute und sichere Schmerzmittel, aber in bestimmten Konstellationen mit dem Risiko vergesellschaftet, eine Opiodgebrauchsstörung zu entwickeln. Dieses Risiko kann vermindert werden durch: das Erkennen von Risikofaktoren, die Aufklärung der Patienten über Risiken, die klare Indikation der Opioidtherapie, die angemessene Opioiddosis, eine möglichst kurze Therapiedauer und das Vermeiden von abruptem Absetzen.

Die neue DSM 5 Diagnose Opioidgebrauchsstörung ist weit gefasst und beschreibt in der leichten Form eher Risiko- als Suchtpatienten. Nichtsdestotrotz findet sich auch in Deutschkand ein relevanter Anteil von Patienten mit Opioidgebrauchsstörung, von denen zusätzlich ein relevanter Anteil die Kriterien der ICD 10 Diagnose „Suchterkrankung“ erfüllen. Auch in Deutschland wird die Entwicklung einer Opioidgebrauchsstörung und einer Suchterkrankung sowohl durch Patientencharakteristika als auch durch das Verschreibungs- und Aufklärungsverhalten der Ärzte beeinflusst.

Take Home Message für die Praxis: Im Sinne der quartären Prävention sollten Ärzte Patienten mit Risikofaktoren erkennen, Patienten korrekt über zu erwartende Effekte und Risiken aufklären und Verschreibungsregeln zur Vermeidung einer Suchtentwicklung beachten.