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Delegation von Hausbesuchen und Qualifikation nicht-ärztlicher Mitarbeiter in sächsischen Hausarztpraxen – Ergebnisse der Querschnittstudie SESAM-5
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Published: | September 11, 2019 |
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Hintergrund: Um dem soziodemographischen Wandel und dem bestehenden Hausärztemangel zu begegnen, werden wir die Delegierbarkeit von Hausbesuchen an nicht-ärztliche Praxismitarbeiter diskutieren. Bisher gibt es wenig Evidenz, in welchem Ausmaß eine Delegation von Hausbesuchen innerhalb der primärärztlichen Regelversorgung in Deutschland erfolgt und welche Aufgaben dabei übernommen werden.
Fragestellung: Ziel des Vortrags ist es, ein soziodemographisches Profil delegierender Hausärzte zu präsentieren, den Qualifikationsstand der nicht-ärztlichen Mitarbeiter zu beschreiben und Inhalte der Delegation von Hausbesuchen in diesem Kontext zu erörtern.
Methoden: Alle in Sachsen niedergelassenen Hausärzte wurden 2014 angeschrieben (n=2677), wovon 11,2% ihre Teilnahme erklärten. In einem Erhebungszeitrum von 12 Monaten sollten Hausarztpraxen alle Hausbesuche und deren Inhalte dokumentieren, welche innerhalb einer randomisiert zugeordneten Woche durchgeführt wurden. Des Weiteren wurden soziodemographische Merkmale der Hausärzte und Hausarztpraxen, sowie der Qualifikationsstand der nicht-ärztlichen Mitarbeiter abgefragt.
Ergebnisse: Insgesamt nahmen 274 Hausarztpraxen an der Studie teil. 52,9% der Hausärzte erklärten ihre Bereitschaft zur Delegation von Hausbesuchen, jedoch wurden lediglich 8,5% der Hausbesuche durch nicht-ärztliche Mitarbeiter erbracht. Die Gruppe der 224 nicht-ärztlichen Praxismitarbeiter, welche an der Studie teilnahmen, war mehrheitlich ausgebildet in der Kranken- und Gesundheitspflege (39,7 %), als Arzthelferin (32,1%) sowie Medizinische Fachangestellte (18,7%). Die überwiegende Mehrheit der Praxismitarbeiter (82,5%) wies keine Weiterbildung oder Zusatzqualifikation auf. 12,6% bzw. 7% absolvierten eine Weiterbildung zur Versorgungsassistentin (VERAH) oder nicht-ärztlichen Praxisassistentin (NäPa). Geplante und weniger dringende Hausbesuche wurde am ehesten an nicht-ärztliche Mitarbeiter delegiert (p<0,01), welche überwiegend (85%) Beratungsanliegen der Klasse A, K und T nach IPCP übernahmen. Bzgl. des Delegationsverhalten fanden sich keine Unterschiede hinsichtlich der Gemeindegrößen (p>0.54).
Diskussion: In der Diskussion werden folgende Punkte erörtert: a) hohe Delegationsbereitschaft vs. geringer Umsetzung, b) Delegation mit vs. ohne zusätzliche Qualifizierungsmaßnahmen der nicht-ärztlichen Mitarbeiter, c) Ausbau der Delegation vs. ärztliche Kernkompetenzen, d) Chancen und Risiken der Delegation im ländlichen Raum.
Take Home Message für die Praxis: Die vorläufigen Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine vermehrte Aufklärungsarbeit über Chancen und Möglichkeiten der qualifizierten Delegation innerhalb der Primärversorgung nötig erscheint.