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53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Erlangen, 12. - 14.09.2019

Anlassbezogene Bereitschaft zur fachübergreifenden Versorgung von Frauen 50+ bei Hausärztinnen/Hausärzten und Frauenärztinnen/Frauenärzten im Nordosten Deutschlands

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Angela Schuster - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Barbara Trusch - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Folker Reuß - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Ulrike Grittner - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Biometrie und klinische Epidemiologie, Berlin, Deutschland; Berlin Institute of Health (Charité & Max Delbrück Center), Berlin, Deutschland
  • Pimrapat Gebert - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Biometrie und klinische Epidemiologie, Berlin, Deutschland; Berlin Institute of Health (Charité & Max Delbrück Center), Berlin, Deutschland
  • Lorena Dini - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erlangen, 12.-14.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV32-02

doi: 10.3205/19degam056, urn:nbn:de:0183-19degam0562

Published: September 11, 2019

© 2019 Schuster et al.
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Text

Hintergrund: Aufgrund des demografischen Wandels und steigender Lebenserwartung bei Frauen 50+ ist eine medizinische Versorgungslücke zu erwarten. Die Gesundheitsversorgung dieser Bevölkerungsgruppe wird primär, teils in überschneidender Verantwortlichkeit, von Hausärztinnen/Hausärzten (HÄ) und Gynäkologinnen/Gynäkologen (Gyn) gedeckt. Die anlassbezogene Bereitschaft zur fachübergreifenden Versorgung zwischen den Fachgruppen wurde, unter Berücksichtigung internationaler Literatur, im Rahmen des Projekts „Frauen 5.0“ untersucht.

Fragestellung: Wie ist die anlassbezogene Bereitschaft zur fachübergreifenden Versorgung von Frauen 50+ bei HÄ und Gyn?

Methoden: In einer quantitativen postalischen Befragung (März-Mai 2018) wurde eine Zufallsstichprobe von 66% aller HÄ (n=3.514) und alle Gyn (n=1.031) in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern befragt. Die Responserate betrug 25,5% bei HÄ und 51,2% bei Gyn. Die Zustimmung zur fachübergreifenden Versorgung bei Frauen 50+ wurde anhand von 21 medizinischen Versorgungsanlässen der Frauengesundheit und Allgemeingesundheit mit insgesamt 83 Subitems (ja/nein) erfasst. Für jedes Subitem wurde die Zustimmungsrate unter HÄ und Gyn berechnet.

Ergebnisse: Bei Aspekten der Frauengesundheit zeigten HÄ die größte Zustimmung bei den Beratungsanlässen Unterleibsschmerzen (77,5%), sexuell übertragbare Infektionen (60,7%) und klimakterischen Beschwerden (58,5%) während bei Gyn die Beratungsanlässe Unterleibsschmerzen (54,8%), sexuelle Gewalt (48.9%) und Kolonkarzinomscreening (44,7%) mit der höchsten Zustimmung einhergingen. Bei Aspekten der Allgemeingesundheit wiesen HÄ die höchste Zustimmungsrate bei der Beratung zu Harninkontinenz (85,5%), vaginalen Beschwerden (84,5%) und rezidivierenden Harnwegsinfekten (82,4%) auf, während Gyn die Beratung, Diagnostik und Therapie der Harninkontinenz (92,5%, 90,6% und 90,9%) nannten. Unterschiede zwischen den Fachgruppen variierten stark je nach Item. Während Gyn sich allgemein vorstellen konnten, Aspekte der Allgemeingesundheit mitzuversorgen, waren HÄ, je nach Themengebiet, unterschiedlich bereit Aspekte der Frauengesundheit mitzuversorgen.

Diskussion: Konkrete medizinische Anlässe, die mit einer hohen Bereitschaft zur fachübergreifenden Versorgung einhergehen, wurden identifiziert. Gründe für unterschiedliche Bereitschaft der anlassbezogenen Zusammenarbeit zwischen HÄ und Gyn müssen in weiteren Studien beleuchtet werden.

Take Home Message für die Praxis: In der Region Nordost besteht Offenheit gegenüber fachübergreifender Zusammenarbeit zwischen HÄ und Gyn.