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53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Erlangen, 12. - 14.09.2019

„Die migrantenfreundliche Hausarztpraxis“ – ein teamorientiertes Projekt für mehr Barrierefreiheit und Zufriedenheit im Umgang mit Menschen mit Migrationshintergrund

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Petra Jung - Uniklinikum Freiburg, Lehrbereich Allgemeinmedizin, Freiburg, Deutschland

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erlangen, 12.-14.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV22-01

doi: 10.3205/19degam034, urn:nbn:de:0183-19degam0346

Published: September 11, 2019

© 2019 Jung.
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Hintergrund: Neueste Bevölkerungsstatistiken belegen, dass zunehmend Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland zu Hause sind und dementsprechend in Hausarztpraxen als Patienten versorgt werden. Ein Großteil ist gesellschaftlich bestens integriert und kann alltägliche Anforderungen problemlos meistern. Es gibt jedoch auch viele Mitbürger, die aufgrund von Sprachproblemen, kulturell gesprägten Erwartungen und fehlender Übersicht über bürokratische Prozesse insbesondere bei der Inanspruchnahme der primärmedizinischen Versorgung vor große Probleme gestellt sind, was auch für das betreuende Praxisteam mit Schwierigkeiten assoziiert sein kann.

Fragestellung: Dieses Projekt verfolgt zwei Ziele: Zum einen soll es einen Überblick schaffen über Problemfelder, Bereicherungen, genutze Hilfsmittel und sinnvolle Kooperationen bei der Arbeit mit Patienten mit Migrationshintergrund. Zum anderen sollen durch ein Fortbildungsprogramm die Sensibilität für die Problematik bei Praxisteams (Ärzte und MFAs) gesteigert und Instrumente bezüglich ihrer Praxistauglichkeit erprobt werden.

Methoden:

1.
Bundesweite analoge und Online-Befragung von Ärzten und MFAs
2.
Eintägige Fortbildungsveranstaltung für MFAs und Ärzte mit Wissensvermittlung in Form von Impulsvorträgen und interaktivem, praktischen Teil zur Evaluation von Instrumenten

Ergebnisse: Vorstudien haben ergeben, dass insbesondere die Felder „Kommunikation“, „interkulturelle Unterschiede“, „rechtliche und bürokratische Rahmenbedingungen“ und „Zugeständnisse im Praxismanagement“ von Ärzten und MFAs als relevant erachtet werden, wobei es zwischen beiden Berufsgruppen teilweise deutliche Unterschiede gibt. Viele Praxen nutzen bereits verschiedenste Hilfestellungen.

Die Rückmeldungen aus den Fortbildungsseminaren sind überwiegend positiv, wobei vor allem der Austausch und das Kennenlernen neuer Instrumente geschätzt wird.

Diskussion: Die Ergebnisse und Rückmeldungen zeigen, dass die Versorgung von Patienten mit Migrationshintergrudn für hausärztliche Praxen ein relevantes Thema ist, weil es mit vielen Unsicherheiten, aber auch Problemen und daraus resultierend Unzufriedenheit verknüpft ist. Es wäre begrüßenswert, wenn Praxen zukünftig durch Fortbildungsveranstaltungen besser vorbereitet und mit praktisch einfach anwendbaren Hilfsmitteln vertraut wären.

Take Home Message für die Praxis: Manche Patienten mit Migrationshintergrund bedürfen besonderer Aufmerksamkeit. Wenn sich Praxisteams auf die besonderen Bedürfnisse einlassen, wird sich das durch gesteigerte Zufriedenheit bei allen Beteiligten bezahlt machen.

Es gibt zahlreiche kostengünstige und einfach anzuwendende Instrumente, die den Praxisalltag erleichtern.