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53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Erlangen, 12. - 14.09.2019

Hausärztliche Versorgung von älteren gebrechlichen Patienten in der letzten Lebensphase zwischen geriatrischen und palliativmedizinischen Ansätzen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Stephanie Stiel - Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin, Hannover, Deutschland
  • Helen Ewertowski - Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin, Hannover, Deutschland
  • Olaf Krause - Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin, Hannover, Deutschland
  • Nils Schneider - Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin, Hannover, Deutschland

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erlangen, 12.-14.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV21-01

doi: 10.3205/19degam028, urn:nbn:de:0183-19degam0281

Published: September 11, 2019

© 2019 Stiel et al.
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Text

Hintergrund: Die hausärztliche Versorgung älterer, gebrechlicher Patienten_innen in der letzten Lebensphase gewinnt nicht zuletzt auf Grund der demografischen Entwicklung weiter an Bedeutung. In Abhängigkeit von Patientenbedürfnissen und Krankheitsstadien können geriatrische und palliativmedizinische Ansätze innerhalb des allgemeinmedizinischen Versorgungskonzepts unterschiedlich akzentuiert sein.

Fragestellung: Wie erleben Hausärzt_innen die Versorgung älterer, gebrechlicher Patienten in der letzten Lebensphase? Welche Rollen spielen geriatrische und palliativmedizinische Ansätze?

Methoden: In der ersten Phase des Projekts „Allgemeine ambulante Palliativversorgung in der hausärztlichen Praxis“ (BMBF FK01GY1610) wurde in vier Teilprojekten exploriert, was Palliativversorgung durch Hausärzt_innen fördert und hemmt. In einem dieser Teilprojekte wurde eine Sekundäranalyse von Interviews aus einer früheren prospektiven Längsschnitt-Studie „End of life care for frail older patients in family practice” vorgenommen. Hieraus wurden a) bis zu 4 serielle Interviews von 14 Hausärzt_innen über die Versorgung einer/s Patienten/in und b) eine Gruppendiskussion mit fünf Hausärzt_innen über die Versorgung von Patient_innen am Lebensende genutzt. Die Datenauswertung folgt Prinzipien der Grounded Theory.

Ergebnisse: Die Differenzierung und der Übergang zwischen geriatrischer und palliativer Versorgung werden durch Hausärzt_innen fließend erlebt. Sie berichten, dass sie den Patienten_innen-Bedürfnissen entsprechend versorgen, sich aber auf formaler Ebene bei der Leistungskodierung für die Abrechnung (Einheitlicher Bewertungsmaßstab, EbM) notgedrungen entscheiden müssen, welche Versorgungsform im Vordergrund stand bzw. kodiert wird. Die konzeptionelle und abrechnungsrelevante Trennung zwischen beiden Ansätzen wird als künstlich erlebt

Diskussion: Bei der Versorgung alter Menschen nehmen Hausärzt_innen eine große Schnittmenge zwischen geriatrischen und palliativen Ansätzen wahr. Obwohl beide Ansätze in der klinischen Praxis verschmelzen, werden sie im EbM getrennt betrachtet und können nur bedingt kombiniert abgerechnet werden. Aus Praxissicht sollte das Vergütungssystem an die Versorgungsrealität angepasst werden.

Take Home Message für die Praxis: Ältere, gebrechliche Patienten_innen benötigen integrative, interdisziplinär orientierte Versorgungsansätze, die sich auch im Vergütungssystem widerspiegeln sollten.