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53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Erlangen, 12. - 14.09.2019

Notaufnahme-Besuche bei Atemwegsbeschwerden: Konsultationsmotive und Rolle der hausärztlichen Versorgung

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Sarah Oslislo - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Christoph Heintze - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Martina Schmiedhofer - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Abteilung Notfallmedizin Campus Mitte und Campus Virchow Klinikum, Berlin, Deutschland
  • Anna Schneider - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswisssenschaft, Berlin, Deutschland
  • Liane Schenk - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswisssenschaft, Berlin, Deutschland
  • Martin Möckel - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Abteilung Notfallmedizin Campus Mitte und Campus Virchow Klinikum, Berlin, Deutschland
  • Felix Holzinger - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erlangen, 12.-14.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV15-01

doi: 10.3205/19degam023, urn:nbn:de:0183-19degam0238

Published: September 11, 2019

© 2019 Oslislo et al.
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Text

Hintergrund: Atemwegssymptome sind ein häufiger Beratungsanlass in der hausärztlichen Praxis und in Notaufnahmen. In der EMACROSS-Studie (Emergency and Acute Care for Respiratory Diseases beyond Sectoral Separation) wurden demographische und medizinische Charakteristika sowie Inanspruchnahme-Motive von Notaufnahme-Patient*innen mit Atemwegserkrankungen untersucht.

Fragestellung: Es soll geklärt werden, welche Motive und Entscheidungsprozesse bei Atemwegssymptomen zu Notaufnahmekonsultationen führen und welche Rolle die hausärztliche Versorgung für diese Patient*innen spielt.

Methoden: EMACROSS ist eine Mixed Methods-Studie und Teil des BMBF-geförderten Versorgungsforschungs-Netzwerks EMANet. Die Studie umfasst mehrere Module: Prospektiver Patient*innen-Survey mit Rekrutierung 06/2017 bis 11/2019 in einem Netzwerk von acht Notaufnahmen in Berlin-Mitte, follow-up nach 3 Monaten; Analyse von Sekundärdaten (Krankenhausinformationssysteme), sowie qualitative Interviews (Hausärzt*innen, Patient*innen).

Ergebnisse: Es wurden n=492 Patient*innen rekrutiert (m/w 54/46%, mittleres Alter 53,4). Fast zwei Drittel der Studienteilnehmer*innen wurden in der Notaufnahme ausschließlich ambulant behandelt. Hauptsymptome waren Husten und Atemnot. Ca. 90% der Patient*innen hatten eine Hausärzt*in, die Zufriedenheit mit der hausärztlichen Versorgung war insgesamt hoch. Über 85% der Patient*innen empfanden sich als dringlich und hielten einen Arztkontakt zumindest am selben Tag für geboten. Convenience-Motive waren vergleichsweise sehr selten. Bei Patient*innen mit Atemnot und chronischer Atemwegserkrankung war die subjektive Dringlichkeit und Bedrohlichkeit signifikant höher. Genannte Zahlen basieren auf der Baseline-Erhebung des quantitativen Studienmoduls, teils noch mit Interims-Stand September 2018. Zum Zeitpunkt des Kongresses wird der finale Datensatz ausgewertet sein.

Diskussion: Patient*innen mit Atemwegssymptomen empfinden sich überwiegend als „echte Notfälle“ mit häufig subjektiv bedrohlicher Symptomatik. Gesundheitsängste stellen einen wesentlichen Trigger von Notaufnahmevorstellungen trotz tragfähiger und kontinuierlicher hausärztlicher Versorgung dar.

Take Home Message für die Praxis: Insbesondere bei Patient*innen mit chronischen Atemwegserkrankungen sollte der Abbau von gesundheitsbezogenen Ängsten ein wichtiges Ziel hausärztlicher Beratung sein.