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53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Erlangen, 12. - 14.09.2019

Implementierung einer 90-minütigen Veranstaltung zur Nikotinentwöhnung als Seminar oder Online-Kurs: Welchen Einfluss hat die Lehrform auf die Aneignung von Wissen und praktischen Fertigkeiten?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Elias Lauerer - Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Institut für Allgemeinmedizin, Würzburg, Deutschland
  • Elena Tiedemann - Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Institut für Allgemeinmedizin, Würzburg, Deutschland
  • Anne Simmenroth - Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Institut für Allgemeinmedizin, Würzburg, Deutschland

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erlangen, 12.-14.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV14-05

doi: 10.3205/19degam022, urn:nbn:de:0183-19degam0226

Published: September 11, 2019

© 2019 Lauerer et al.
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Text

Hintergrund: An der Universität Würzburg wurde eine 90-minütige Lehrveranstaltung zur Nikotinentwöhnung neu eingeführt und als Seminar und Online-Kurs abgehalten.

Fragestellung: Welche Rolle spielt die Lehrform hinsichtlich der Aneignung von Wissen, Veränderung der Einstellung und praktischen Fertigkeiten im Beratungsgespräch?

Methoden: Alle Studierenden des 6. Semesters wurden in zwei Gruppen, Seminar (n=69) und Online-Kurs (n=68) randomisiert. Im inhaltlich identischen Theorieteil wurden Epidemiologie, Suchtentstehung, Therapieoptionen und das Prinzip des Motivational Interviewing gelehrt, ehe eine Kurzintervention auf Basis der "5As" ausführlich vorgestellt wurde. Im Übungsteil wurde der Online-Gruppe ein Video zur Verfügung gestellt, während die Seminargruppe aktiv Rollenspiele mit Kommilitonen durchführte.

Vor und unmittelbar nach der Veranstaltung wurden Selbsteinschätzung des Wissens und der Fertigkeiten sowie die persönliche Einstellung zum Rauchen erfragt. Innerhalb der Präventions-Klausur zu Semesterende wurden 3 Fragen zur Nikotinentwöhnung gestellt. Ein freiwilliger OSCE (1 Station, n=19 Studierende je Gruppe) wurde von zwei Prüfern und den Simulationspatienten (SP) unabhängig bewertet.

Ergebnisse: Durch die Intervention verbesserte sich das theoretische Wissen (p<.001) und die selbsteingeschätzte Beratungsfertigkeit (p<.001) signifikant. In der Seminargruppe fiel der Lernzuwachs bei der Selbsteinschätzung der Fertigkeit, ein Beratungsgespräch zu führen (p=.019) und beim 5A-Modell (p=.047) höher aus. Die Einstellung zum Rauchen änderte sich durch die Intervention nicht (p=.749).

Bei den Klausurleistungen gab es keine signifikanten Gruppenunterschiede (p=.498), auch nicht im Gesamtergebnis des OSCE (p=.087). Die Seminargruppe erzielte bei jedem Bewertungsabschnitt der „5As“ rein deskriptiv bessere Resultate, der Gruppenunterschied war jedoch nur beim Item „Assist“ signifikant (62.5% vs. 53.2%; p=.049). Die SP gaben an, von der Seminargruppe besser motiviert worden zu sein (p=.034).

Beide Lehrformen wurden als „gut“ bewertet (p=.76).

Diskussion: Unabhängig vom Lehrformat ist ein deutlicher Wissenszuwachs messbar, während sich die Einstellung der Studierenden kaum ändert. Die kommunikativen Fertigkeiten scheinen im Seminar mit Rollenspiel besser vermittelt werden zu können.

Take Home Message für die Praxis: Eigenständige Lehrveranstaltungen zur Nikotinentwöhnung im klinischen Studienabschnitt sind sinnvoll. Diese sollten als Präsenzveranstaltung in Kleingruppen abgehalten werden.