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53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Erlangen, 12. - 14.09.2019

Optimierungsbedürftige Impfstoffkühlkette in Hausarztpraxen: Eine Querschnittsstudie in 75 Kühlschränken (die Keep Cool-Studie)

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Anika Thielmann - Universitätsklinikum Bonn, Universität Bonn, Institut für Hausarztmedizin, Bonn, Deutschland; Universitätsklinikum Essen, Universität Duisburg-Essen, Institut für Allgemeinmedizin, Essen, Deutschland
  • Marie Therese Puth - Universitätsklinikum Bonn, Universität Bonn, Institut für Hausarztmedizin, Bonn, Deutschland; Universitätsklinikum Bonn, Universität Bonn, Institut für Medizinische Biometrie, Informatik und Epidemiologie, Bonn, Deutschland
  • Christine Kersting - Universitätsklinikum Essen, Universität Duisburg-Essen, Institut für Allgemeinmedizin, Essen, Deutschland
  • Johannes Porz - Universitätsklinikum Bonn, Universität Bonn, Institut für Hausarztmedizin, Bonn, Deutschland
  • Birgitta Weltermann - Universitätsklinikum Bonn, Universität Bonn, Institut für Hausarztmedizin, Bonn, Deutschland; Universitätsklinikum Essen, Universität Duisburg-Essen, Institut für Allgemeinmedizin, Essen, Deutschland

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erlangen, 12.-14.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV13-04

doi: 10.3205/19degam015, urn:nbn:de:0183-19degam0153

Published: September 11, 2019

© 2019 Thielmann et al.
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Hintergrund: Impfstoffe vor Gefrieren zu schützen ist eine wichtige und zugleich wenig adressierte Aufgabe im Impfmanagement. Gefrieren kann insbesondere die Wirksamkeit von Adsorbat-Impfstoffen verschlechtern. Die Keep Cool-Studie hat die Sicherstellung optimaler Lagerbedingen in Hausarztpraxen zum Ziel.

Fragestellung: Baseline-Erfassung der Impfstoffkühlkette mittels standardisierter Temperaturaufzeichnungen in Hausarztpraxen.

Methoden: Diese Querschnittstudie in Hausarztpraxen analysiert 7-tägige Temperaturaufzeichnungen von Kühlschränken, die für die Impfstofflagerung verwendet werden. Temperaturen wurden kontinuierlich mit einem standardisierten Datenlogger aufgezeichnet (Genauigkeit ±0.4°C). Berechnet wurde die Prävalenz von Kühlschränken innerhalb des Zielbereichs (2-8°C) und derer mit kritisch niedrigen Temperaturen (≤0°C). Zusätzlich wurde die kumulative Zeit sowie die Dauer einzelner Episoden außerhalb des Zielbereichs berechnet. Um strukturelle Defizite zu ermitteln wurde die Prävalenz von Temperaturzyklen >5°C erfasst. Generalisierte Lineare Gemischte Modelle wurden verwendet um korrelierende Faktoren zwischen den abhängigen Variablen „Temperatur im Zielbereichs“ und „kritisch niedrige Temperaturen“ mit Praxischarakteristika zu berechnen.

Ergebnisse: Die Studie inkludierte 64 von 168 Praxen (Teilnehmerrate 38,1%) mit 75 Kühlschränken. Die Prävalenz von Kühlschränken mit Temperaturen innerhalb des Zielbereichs lag bei 32.0% (n=24) und 14.7% (n=11) erreichten kritisch niedrige Temperaturen <0°C. 44.0% der Kühlschränke (n=33) zeigten Temperaturen >8°C und 28.0% (n=21) <2°C. Von den 168 aufgezeichneten Stunden pro Kühlschrank betrug die durchschnittliche kumulierte Zeit >8° 49 Stunden, <2°C 75 Stunden und ≤0°C 74 Stunden. Die längste konsekutive Episode <0°C umfasste 168 Stunden (MW 39±53). Temperaturzyklen >5° hatten 29.3% der Kühlschränke.

Diskussion: Angesichts der Impfrelevanz zeigen unsere Studienergebnisse Handlungsbedarf, da zwei Drittel der Kühlschränke Kühlkettenbrüche und 15% kritisch niedrige Temperaturen erreichten, die eine Gefahr für die Impfstoffwirksamkeit darstellen.

Take Home Message für die Praxis: Bitte überprüfen Sie die Impfstofflagerungsbedingungen in Ihrer Praxis.