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Nutzen-Schaden-Analyse von Interventionen zur Prävention von Brust- und Eierstockkrebs bei deutschen Frauen mit BRCA-1/2 Mutation
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Published: | September 10, 2018 |
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Hintergrund: Frauen mit BRCA-1 oder -2 Genmutationen haben ein erhöhtes Risiko für Brust- und Eierstockkrebs. Prophylaktische bilaterale Mastektomie (PBM) und prophylaktische bilaterale Salpingo-Oophorektomie (PBSO) können dieses Risiko deutlich reduzieren.
Fragestellung: Wir evaluierten die Langzeiteffektivität verschiedener Präventionsstrategien im Vergleich zur intensivierten Früherkennungsuntersuchung (IF) bei deutschen Frauen mit BRCA-1/2 Mutation mittels Entscheidungsanalyse.
Methoden: Es wurde ein entscheidungsanalytisches Markov-Modell entwickelt, welches die Entstehung und Progression von Brust- und Eierstockkrebs in BRCA-1/-2 Mutationsträgerinnen simuliert. Deutsche klinische und epidemiologische Daten von Krebsregistern, dem statistischen Bundesamt, sowie publizierter Literatur wurden verwendet. Insgesamt 16 Strategien wurden evaluiert: IF, PBM allein, PBSO allein und die Kombination PBM+PBSO entweder parallel oder seriell, jeweils im Alter zwischen 30 und 45 Jahren. Endpunkte waren: Reduktion der Krebsinzidenz und -mortalität [in %], verbleibende Lebensjahre (LJ) und qualitätsadjustierte Lebensjahre (QALY).
Ergebnisse: Bezogen auf die verbleibende Lebenserwartung war die Kombination PBM+PBSO im Alter von 30 Jahren für eine deutsche Frau mit BRCA-1/-2 Mutation am wirksamsten. Sie erzielte einen Lebenszeitgewinn von 5,9 LJ im Vergleich zu IF. Unter Berücksichtigung der Lebensqualität erzielte eine serielle Kombination von PBM mit 30 Jahren mit verzögerter PBSO mit 35 Jahren, mit 10,4 gewonnen QALYs im Vergleich zu IF, die günstigste Balance zwischen Schaden und Nutzen. In deterministischen Sensitivitätsanalysen waren die Modellergebnisse robust gegenüber Veränderungen in allen relevanten Parametern.
Diskussion: Basierend auf den Ergebnissen dieser Entscheidungsanalyse, würden deutsche Frauen mit BRCA-1/2 Mutation von PBM plus PBSO im Alter zwischen 30 und 40 Jahren profitieren.
Take Home Message für die Praxis: Es sollten jedoch persönliche Präferenzen der Frau, wie beispielsweise ihre Familienplanungssituation, in der finalen Entscheidung berücksichtigt werden.