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52. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

13.09. - 15.09.2018, Innsbruck, Österreich

T61.0 – Ciguatera

Meeting Abstract

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  • M. Friedemann - Bundesinstitut für Risikobewertung, Dokumentation von Vergiftungen, Berlin, Deutschland

52. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Innsbruck, Österreich, 13.-15.09.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18degam181

doi: 10.3205/18degam181, urn:nbn:de:0183-18degam1818

Published: September 10, 2018

© 2018 Friedemann.
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Hintergrund: Seit 2012 verursacht importierter Tropenfisch Ciguatera in Deutschland. Diese in den Tropen gut bekannte Fischvergiftung wird durch Algentoxine hervorgerufen. Äußerlich sind die Fische unverändert und durch die Zubereitung können diese potenten Toxine nicht inaktiviert werden. In Deutschland kann importierter Tropenfisch nicht präventiv auf Ciguatoxine untersucht werden. Durch den Klimawandel tritt Ciguatera seit etwa fünfzehn Jahren auch auf den Kanarischen Inseln auf. Mit dieser Arbeit soll das Krankheitsbild und das Ausbruchsgeschehen in Deutschland demonstriert werden.

Fragestellung: Welche neurologischen Symptome treten bei Ciguatera auf? Wieviel Ciguatera-Fälle wurden bei den Ausbrüchen 2012-2017 in Deutschland registriert? Wie können Ciguatera-Fälle auch ohne Meldepflicht zuverlässig erfasst werden?

Methoden: Basierend auf der jahrelangen Erfassung von Ciguatera-Fällen wird das Ausbruchsgeschehen in Deutschland analysiert.

Ergebnisse: Seit 2012 wurden in Deutschland sechs Ciguatera-Ausbrüche mit insgesamt 65 ärztlich verifizierten Vergiftungsfällen registriert. Für Ciguatera ist die Kombination gastrointestinaler und neurologischer Symptome typisch. Alle Patienten litten an der pathognomonischen Kälteallodynie. In der Akutphase zeigten etwa 20 % der Patienten schwere Symptome wie Bradykardie oder morphinresistente Koliken. Bei mehr als einem Drittel der Patienten persistierten chronische Symptome, v.a. Parästhesien länger als ein Jahr.

Diskussion: In Deutschland ist Ciguatera vielen Ärzten nicht bekannt. Durch fehlende Meldevorgaben waren die Fallerfassung und die Aufklärung der bisherigen Ausbrüche schwierig. Beim Auftreten von Ciguatera sollten Ärzte die lokalen Behörden für Lebensmittelsicherheit kontaktieren und Fischreste sicherstellen. Ciguatera-Fälle sollten im Rahmen ärztlicher Meldungen bei Vergiftungen gemäß §16e ChemG an das BfR ( 32@bfr.bund.de ) gemeldet werden.

Take Home Message für die Praxis: Bei Parästhesien und Kälteallodynie nach Fischverzehr sollte an Ciguatera gedacht werden. Mannitol verabreichen. Lebensmittelbehörde informieren. Fischreste asservieren.