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52. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

13.09. - 15.09.2018, Innsbruck, Österreich

Zur Bedeutung sexueller Funktionsstörungen in der primärmedizinischen Versorgung

Meeting Abstract

  • K. Brenk-Franz - Universitätsklinikum Jena, Institut für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie, Jena, Deutschland
  • M. Hoy - Universitätsklinikum Jena, Institut für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie, Jena, Deutschland
  • F. Tiesler - Universitätsklinikum Jena, Institut für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie, Jena, Deutschland
  • B. Strauß - Universitätsklinikum Jena, Institut für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie, Jena, Deutschland

52. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Innsbruck, Österreich, 13.-15.09.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18degam164

doi: 10.3205/18degam164, urn:nbn:de:0183-18degam1644

Published: September 10, 2018

© 2018 Brenk-Franz et al.
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Text

Hintergrund: Sexuelle Funktionsstörungen weisen eine hohe Prävalenz auf und haben einen großen Einfluss auf die Lebenszufriedenheit und die Partnerschaft der Betroffenen. Trotz allem wird das Thema Sexualität in der medizinischen Versorgung selten direkt angesprochen. Dadurch bleiben sexuelle Funktionsstörungen zum Teil unterdiagnostiziert und werden oft sehr spät behandelt oder bleiben unbehandelt.

Fragestellung: Wie häufig sind Sexualanamnesen und Gesprächsangebote über Sexualität? Welchen Einfluss haben sexuelle Dysfunktionen auf verschiedene Lebensbereiche?

Methoden: Studie 1: Mit Hilfe etablierter Instrumente wurden bei 801 Männern und Frauen sexuelle Funktionsstörungen, Lebensqualität, sexuelle Zufriedenheit, Partnerschaftszufriedenheit, Gesundheitszustand, Depressivität und Erfahrungen mit der Gesundheitsversorgung erhoben. Studie 2: Im Rahmen einer bevölkerungsrepräsentativen Erhebung wurden darüber hinaus 2.531 Personen zu bisher durchgeführten Sexualanamnesen und Gesprächsangeboten zu sexuellen Aspekten in der medizinischen Versorgung befragt.

Ergebnisse: Studie 1: Personen mit sexuellen Dysfunktionen berichteten deutlich geringere Werte in den Bereichen gesundheitsbezogene Lebensqualität, sexuelle Zufriedenheit, Partnerschaftszufriedenheit und Gesundheitszustand sowie höhere Depressivitätswerte. Studie 2: 96,2 % (n=1.087) der Männer und 91,8% (n=1.286) der Frauen gaben an, dass bei Ihnen noch nie eine Sexualanamnese durchgeführt wurde. Lediglich 6,5% der Männer (n=74) und 9,9% der Frauen (n=139) erhielten jemals ein Gesprächsangebot von Ihrem Hausarzt oder Facharzt, bei Bedarf über Sexualität oder sexuelle Probleme zu sprechen.

Diskussion: Sexuelle Dysfunktionen sind keine Seltenheit. Sie beeinträchtigen die gesundheitsbezogene Lebensqualität und verursachen einen psychischen Leidensdruck. Allerdings gehören sexualanamnestische Fragen noch nicht zum Versorgungsstandard und Angebote zur Sexualberatung kommen bisher nur vereinzelt vor.

Take Home Message für die Praxis: Fragen zur sexuellen Gesundheit und niedrigschwellige Angebote zur Sexualberatung können bereits frühzeitig in ärztliche Routineuntersuchungen integriert werden, um dem Patienten das Ansprechen sexueller Probleme zu erleichtern.