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52. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

13.09. - 15.09.2018, Innsbruck, Österreich

Subjektive Gedächtnisstörungen älterer Menschen in der Hausarztpraxis – Eine qualitative Teilstudie zu Konzepten und Umgangsstrategien von Hausärzte/innen

Meeting Abstract

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  • V. Leucht - Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Allgemeinmedizin, Düsseldorf, Deutschland
  • M. Pentzek - Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Allgemeinmedizin, Düsseldorf, Deutschland

52. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Innsbruck, Österreich, 13.-15.09.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18degam094

doi: 10.3205/18degam094, urn:nbn:de:0183-18degam0940

Published: September 10, 2018

© 2018 Leucht et al.
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Hintergrund: Unter Subjektiven Gedächtnisstörungen (SMI) wird die Selbstwahrnehmung verstanden, dass die eigene Gedächtnisleistung abnehmend oder unterhalb einer Norm liegend ist. Die Forschung zu SMI ist geprägt von fachspezialistischen Fragestellungen und Ideen. Spezifische hausärztliche SMI-Konzepte sind bislang unbekannt.

Fragestellung: Welche Konzepte von SMI und Umgangsstrategien mit SMI haben Hausärzte/innen?

Methoden: Es wurden 12 narrative Interviews und 6 Fokusgruppen (n = 27) in städtischen und ländlichen Gebieten durchgeführt. Dazu wurden männliche (n = 20) und weibliche (n = 19) Hausärzte/innen interviewt. Die Interviews wurden digital aufgezeichnet und wörtlich transkribiert. In fünf multiprofessionellen Teams wurden Textpassagen analysiert. Anschließend wurde das gesamte Material in MAXQDA codiert und inhaltsanalytisch ausgewertet.

Ergebnisse: Es ließen sich u.a. folgende Kernkategorien extrahieren: SMI allein hat keine diagnostische/prognostische Relevanz, sondern erst wenn Angehörige oder Hausarzt/ärztin kognitive Defizite wahrnehmen. Hausärzte/innen nehmen sich als Ansprechpartner/innen bei Gedächtnissorgen und möglichen Gedächtniseinbußen wahr. Kognitive Tests werden nicht nur zur Objektivierung von Gedächtnissorgen, sondern auch zur Beruhigung besorgter Patienten/innen durchgeführt und um diesen Patienten/innen „überhaupt etwas anbieten zu können“. Jedoch sind Hausärzte/innen nicht von deren Validität bei leichten kognitiven Defiziten überzeugt. Auf einer emotionalen Ebene spielt die hausärztliche Angst eine Rolle, lange bekannte Patienten/innen durch das Ansprechen möglicher Gedächtnisprobleme zu kränken oder gar zu verlieren, weil er/sie damit ein Demenz-Stigma verbindet.

Diskussion: Die gefundenen Einstellungen unterscheiden sich teils deutlich von psychiatrischen/neurologischen Konzepten und spiegeln die spezifische hausärztliche Perspektive und Arbeitsweise wider.

Take Home Message für die Praxis: Mit der verwendeten qualitativen Methode war es uns möglich, Handlungsstrategien, Konzepte und emotionale Aspekte zu extrahieren.