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52. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

13.09. - 15.09.2018, Innsbruck, Österreich

Patienten versus Kreuzschmerzleitlinie. Eine Patientenbefragung in Hausarztpraxen

Meeting Abstract

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  • P. Knauthe - Universitätsmedizin Greifswald, Allgemeinmedizin, Greifswald, Deutschland
  • C. Raus - Universitätsmedizin Greifswald, Allgemeinmedizin, Greifswald, Deutschland
  • J.-F. Chenot - Universitätsmedizin Greifswald, Allgemeinmedizin, Greifswald, Deutschland

52. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Innsbruck, Österreich, 13.-15.09.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18degam039

doi: 10.3205/18degam039, urn:nbn:de:0183-18degam0396

Published: September 10, 2018

© 2018 Knauthe et al.
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Hintergrund: Die Nationale VersorgungsLeitlinie (NVL) Kreuzschmerz gibt Empfehlungen basierend auf Evidenz und Expertenkonsens. Die Leitlinienadhärenz ist teilweise gering. Ein Grund könnten entgegengesetzte Patientenpräferenzen sein.

Fragestellung: Stimmen Patientenpräferenzen mit Leitlinienempfehlungen der NVL zum Management von Kreuzschmerzen überein.

Methoden: In 3 Hausarztpraxen wurden 139 erwachsene Patienten gebeten, Aussagen basierend auf Leitlinienempfehlungen mit einer 5-stufignen Likert Skala von „trifft voll und ganz zu“ bis „trifft überhaupt nicht zu“ zu bewerten. Alle Fragen begannen mit „Wenn ich Kreuzschmerzen habe“. Soziodemographie, aktuelle Kreuzschmerzen und Vorerfahrungen wurden ebenfalls erfasst. Bis zum Kongress werden die Ergebnisse aus 12 weiteren Praxen vorliegen.

Ergebnisse: Fragebögen von 117 Patienten waren auswertbar (Altersdurchschnitt = 57 Jahre, 57% weiblich).

  • 84% sind bereit, bei Kreuzschmerzen Alltagsaktivitäten soweit wie möglich beizubehalten.
  • 18% wollten bei akuten Kreuzschmerzen trotz unauffälliger ärztlicher Untersuchung weitere Untersuchungen.
  • 28% erwarten bei Kreuzschmerzen ohne Warnhinweise eine Bildgebung.
  • 36% wünschen eine Schmerzspritze.
  • 48% können sich nicht vorstellen das Rückenschmerzen auch psychisch bedingt sein können.
  • 38 % erwarten kein Fragen zu psychosozialen Problemen.
  • 48% meinen dass eine begleitende psychotherapeutische Behandlung bei chronischen Kreuzschmerzen hilfreich sein kann.

Diskussion: Die Erkenntnis, dass körperliche Aktivität bei Kreuzschmerzen hilfreich ist, hat sich durchgesetzt. Die Behandlungserwartungen eines bedeutenden Teiles der Patienten stimmen nicht mit den Empfehlungen der NVL überein. Insbesondere die Akzeptanz psychosozialer Risikofaktoren und deren Mitbehandlung sind gering. Die NVL sollte Ärzten eine Argumentationshilfe bieten und die Kernempfehlungen sollten öffentlichkeitswirksam verbreitet werden.

Take Home Message für die Praxis:

  • Ein relevanter Patientenanteil wünscht die von der Leitlinie nicht empfohlene Maßnahmen.
  • Es lohnt sich, Erwartungen von Kreuzschmerzpatienten zu Diagnostik und Therapie zu erfassen.
  • Es ist hilfreich, den Patienten die Abweichungen von ihren Erwartungen zu erklären.