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51. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

21.09. - 23.09.2017, Düsseldorf

Offene Placebogabe – akademische Spielerei oder reale Option für die allgemeinmedizinische Praxis?

Meeting Abstract

  • K. Linde - Technische Universität München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • U. Bingel - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Neurologie, Essen, Deutschland
  • K. Meissner - Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Medizinische Psychologie, München, Deutschland; Hochschule Coburg, Integrative Gesundheitsförderung, Coburg, Deutschland
  • S. Stroppe - Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Medizinische Psychologie, München, Deutschland
  • A. Schneider - Technische Universität München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland

51. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Düsseldorf, 21.-23.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17degam313

doi: 10.3205/17degam313, urn:nbn:de:0183-17degam3130

Published: September 5, 2017

© 2017 Linde et al.
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Outline

Text

Hintergrund: In den vergangenen Jahren haben wegweisende Forschungsarbeiten in Grundlagen- und klinischer Forschung überzeugend gezeigt, dass Placebo- und Noceboeffekte weit mehr sind als rein subjektive Phänomene. Empirische Erhebungen belegen, dass Allgemeinmediziner gelegentlich echte Placebos und relativ häufig Therapien im Sinne von Placebos verwenden (d.h. Therapien von deren spezifischer Wirksamkeit sie selbst nicht überzeugt sind). Aus ethischer und professioneller Sicht sind solche Vorgehensweisen problematisch, da sie meist mit einer Täuschung des Patienten einhergehen. Inzwischen wurden fünf randomisierte Studien publiziert, in denen Patienten (z.B. mit Reizdarmsyndrom oder chronischen Rückenschmerzen) zusätzlich zu Routinemaßnahmen entweder offen Placebo oder keine Behandlung erhielten. Den Patienten wurde eindeutig kommuniziert, dass sie eine wirkstofffreie Therapie erhielten, sie erhielten jedoch eine Erklärung über die Wirkmechanismen von Placeboeffekten und wurden aufgefordert das Einnahmeritual möglichst einzuhalten. Die Ergebnisse waren frappierend: alle Studien zeigten eine gute Compliance und deutliche Effekte. Weitere klinische Studien werden derzeit durchgeführt.

Zielgruppe: Praktisch tätige Ärzte und Wissenschaftler

Didaktische Methode: Drei Impulsvorträge (insgesamt 45 Minuten) und moderierte, strukturierte Diskussion.

Ziele:

1.
Kurze Darstellung des aktuellen Kenntnisstandes zu Wirkmechanismen von Placeboeffekten, zur Placeboverwendung in der Allgemeinmedizin, zur Evidenz der offenen Placebogabe und von eigenen Erfahrungen mit offenen Placebos;
2.
gemeinsame Diskussion, ob die offene Placebogabe (zumindest in bestimmten Fällen) eine Option in der Praxis sein könnte.

Geschätzte Anzahl Teilnehmern/innen: 15–30

Kurzvorstellung der Workshop Leiter: Das Team umfasst einen Allgemeinmediziner (AS), eine Neurologin (UB) und drei Personen (UB, KM, SS), die derzeit selbst offene Placebos in klinischen Studien untersuchen; UB, KM und KL haben umfangreiche Erfahrungen in der Placeboforschung.