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Stand und Herausforderungen qualitativer Versorgungsforschung in der Allgemeinmedizin – ein Review
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Published: | September 5, 2017 |
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Hintergrund: In den vergangenen Jahren haben sich qualitative Forschungsmethoden sowohl in der Versorgungsforschung als auch insbesondere in der Allgemeinmedizin etabliert. In einem Review aus dem Jahr 2009 fand sich, dass nur eine kleine Auswahl qualitativer Methoden angewandt wird.
Fragestellung: Ziel dieses Reviews war es qualitative Methoden in der allgemeinmedizinischen Forschung anhand von Artikeln im internationalen Journal „Family Practice“ aus den Jahren 2009 bis 2015 darzustellen.
Methoden: Alle Artikel der Zeitschrift „Family Practice“ aus den Jahren 2009 bis 2015, die als Originalartikel gekennzeichnet waren, wurden zuerst in Titel, Abstract und bei Bedarf im Volltext untersucht, ob eine qualitative Studie oder eine Studie mit qualitativen Anteilen (Mixed Methods) vorlag. Es wurden Erhebungsmethode, beteiligte Teilnehmer der Studie (Interviewpartner u.ä.) sowie das Thema des Artikels extrahiert.
Ergebnisse: 169 von 563 Originalartikeln berichteten über Ergebnisse qualitativer Forschung, davon 21 mit Mixed Methods. Die dominierende Datenerhebungsmethode war das qualitative Interview, gefolgt von Fokusgruppen. Teilnehmende Beobachtungen wurden in drei berichteten Studien eingesetzt. In über der Hälfte der Studien wurden Hausärzte befragt, in einem Drittel Patienten. Thematisch standen Prozesse wie diagnostisches und therapeutisches Handeln bei bestimmten Erkrankungen im Vordergrund, als Erkrankungen Krebs, Depression und Schmerzen. Vulnerable Patientengruppen (z.B. Flüchtlinge, Obdachlose, Pflegeheimbewohner) spielten nur vereinzelt eine Rolle.
Diskussion: International zeigt sich eine beachtliche Bedeutung qualitativer Forschung in der Allgemeinmedizin. Allerdings gibt es klar dominierende Methoden: Interviews, insbesondere mit Hausärzten, orientiert am Umgang mit konkreten Erkrankungsbildern. Die Stärken qualitativer Forschung mit einer großen methodischen Bandbreite, ganzheitlicher Betrachtungsweise und dem Zugang zu gezielten Patientengruppen werden jedoch noch nicht so genutzt, wie dies möglich wäre.