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51. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

21.09. - 23.09.2017, Düsseldorf

Dokumentation in der Hausarztpraxis – Eine qualitative Studie

Meeting Abstract

  • M. Richter - Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine Abteilung Allgemeinmedizin, Greifswald, Deutschland
  • A. Haase - Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine Abteilung Allgemeinmedizin, Greifswald, Deutschland
  • S. Fleßa - Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, ABWL und Gesundheitsmanagement, Greifswald, Deutschland
  • J.-F. Chenot - Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine Abteilung Allgemeinmedizin, Greifswald, Deutschland

51. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Düsseldorf, 21.-23.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17degam249

doi: 10.3205/17degam249, urn:nbn:de:0183-17degam2490

Published: September 5, 2017

© 2017 Richter et al.
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Text

Hintergrund: Die Dokumentation ist eine wichtige Aufgabe und Pflicht im Praxisalltag. Durch den hohen Aufwand dieser Verwaltungstätigkeiten bleibt weniger Zeit für den Patienten. Bisher wurde die Dokumentation in deutschen Hausarztpraxen wenig untersucht.

Fragestellung: Ziel der Studie war es, Gründe und Barrieren zu untersuchen, die bei der Dokumentation in der Hausarztpraxis eine Rolle spielen.

Methoden: Es wurde eine qualitative Studie auf Basis von halbstrukturierten, leitfadengestützten Experteninterviews mit 25 Hausärzten (Durchschnittalter 54 Jahre, 52% weiblich, Durchschnittsniederlassungsdauer 14 Jahre) aus dem Landkreis Vorpommern-Greifswald durchgeführt. Die Interviews wurden inhaltsanalytisch nach Mayring analysiert.

Ergebnisse: Die Mehrzahl der interviewten Hausärzte dokumentiert elektronisch, die dokumentierten Inhalte waren sehr heterogen. Die Dokumentation wurde vor allem mit der eigenen Nachvollziehbarkeit begründet. Nur wenige Hausärzte betonen die Vermeidung von Doppeluntersuchungen und die Pflichterfüllung als Grund der Dokumentation. Als Barrieren werden Zeitmangel und hohe rechtliche Anforderungen benannt. Bezüglich Struktur und Umfang der Dokumentation bestanden Unsicherheit und Ängste, insbesondere für den Fall eines Fehlervorwurfs. Technische Barrieren und komplexe Patientenfälle sind zusätzliche Herausforderungen. Bei der Aufklärung wurde die Dokumentation unzureichend eingeschätzt. Sensible/intime Patiententhemen werden oft nicht dokumentiert was mit einem geringen Vertrauensverhältnis innerhalb des Praxisteams und dem Patientenschutz begründet wird.

Diskussion: Es besteht eine Missstimmung und Lustlosigkeit an der Dokumentation. Bei einer gefühlt zu hohen Belastung durch die Dokumentation im Verhältnis zu den Gesamtanforderungen wurde die Dokumentation als eine weniger wichtige Aufgabe empfunden. Die Notwenigkeit wurde von den meisten Hausärzten aber akzeptiert. Bessere Strukturvorgaben und Handlungsempfehlungen für eine ordnungsgemäße Dokumentation sowie einschlägige Angebote in der Weiter- und Fortbildung werden benötigt.