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51. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

21.09. - 23.09.2017, Düsseldorf

Ethische Konflikte in der Hausarztpraxis

Meeting Abstract

  • S. Döpfmer - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • F. Bruns - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin, Berlin, Deutschland
  • J. Stumm - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • L. Peter - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • C. Heintze - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland

51. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Düsseldorf, 21.-23.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17degam246

doi: 10.3205/17degam246, urn:nbn:de:0183-17degam2463

Published: September 5, 2017

© 2017 Döpfmer et al.
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Text

Hintergrund: Hausärzte stehen vor vielfältigen ethischen Herausforderungen. Während ethische Fallkonferenzen in den Krankenhäusern zunehmend Verbreitung finden, gibt es für den ambulanten Bereich nur sehr wenige Angebote. Die Forderung des 111. deutschen Ärztetags (2008) an die Bundes- und Landesärztekammern geeignete Grundlagen einer ambulante Ethikberatung zu etablieren, ist bisher nicht umgesetzt. Von Interesse ist daher, welchen Bedarf Hausärzte für Beratungs-/Unterstützungsangebote aufgrund ethischer Konflikte in der Hausarztpraxis sehen.

Fragestellung: Welche ethischen Konflikte erleben Hausärzte? Welche Beratung wünschen sie sich?

Methoden: Es werden nicht-standardisierte Leitfadeninterviews mit Hausärzten durchgeführt und inhaltsanalytisch in einem kombiniert deduktiv-induktivem Prozess nach Mayring ausgewertet.

Ergebnisse: Die Themenbereiche, in denen Hausärzte ihre ethischen Konfliktsituationen beschreiben, sind vielfältig und nicht nur auf Entscheidungen am Lebensende oder der palliativen Versorgung beschränkt. Fragen des Umgangs mit dem Datenschutz, das Spannungsfeld um Aufklärungspflichten oder erlebte ökonomische Zwänge werden thematisiert. Erste Ergebnisse zeigen, dass die Umgangsstrategien der Befragten heterogen sind. Manchen Kollegen beschäftigen als ungelöst erlebte ethische Grenzfälle über viele Jahre hinweg. Anderen war es bisher nicht bewusst, dass die empfundenen Konflikte auch unter ethischen Gesichtspunkten reflektiert werden können. Viele Hausärzte suchen Reflexion vornehmlich im privaten Umfeld, zum Beispiel mit Lebenspartnern, insbesondere wenn diese auch einen medizinischen Hintergrund besitzen. Ein niederschwelliges Beratungsangebot, zum Beispiel als Telefonsprechstunde oder in einem persönlichen Gespräch, oder der moderierte Austausch mit Kollegen, würde als Unterstützung wahrgenommen.

Diskussion: Austausch und Beratung zum Thema ethische Konflikte wird im ambulanten Bereich noch zu wenig beachtet. Beratungsangebote sollten nicht auf den Palliativbereich beschränkt werden/bleiben. Eine ethische Fall-Diskussion kann auch ein Instrument der Verarbeitung belastender Fälle sein.