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51. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

21.09. - 23.09.2017, Düsseldorf

Chat-basierte Psychotherapie am Beispiel primärer Insomnie: eine randomisierte, kontrollierte Interventionsstudie

Meeting Abstract

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  • A. Gieselmann - Heinrich-Heine-Universität Klinische Psychologie, Düsseldorf, Deutschland
  • R. Pietrowsky - Heinrich-Heine-Universität Klinische Psychologie, Düsseldorf, Deutschland

51. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Düsseldorf, 21.-23.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17degam222

doi: 10.3205/17degam222, urn:nbn:de:0183-17degam2229

Published: September 5, 2017

© 2017 Gieselmann et al.
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Hintergrund: Das Internet bietet mittlerweile eine Vielzahl an effektiven Behandlungsmöglichkeiten, auch bei primärer Insomnie. Obwohl am häufigsten angewandt, ist Wirksamkeit chatbasierter Interventionen bisher vergleichsweise wenig erforscht.

Fragestellung: Unterscheidet sich die Wirksamkeit einer chatbasierten von der einer persönlichen Intervention bei primärer Insomnie?

Methoden: Inhalte der Intervention waren eine ressourcenorientierte Imaginationsübung sowie Schlafrestriktion. n = 23 wurden chatbasiert (Chat) und n = 27 im persönlichen Gespräch (FtF) behandelt und n = 22 der Wartekontrollgruppe zugeordnet. Wirksamkeitsmaße waren die subjektive und objektive (Aktigraphie-kontrollierte) Schlafqualität zu T1 (direkt nach Therapie) und T2 (2 Monate nach Therapie).

Ergebnisse: Die Wirksamkeit beider Interventionsgruppen unterschied sich nicht, die chatbasierte Intervention war sogar leicht, aber nicht signifikant überlegen: Die subjektive Schlafqualität verbesserte sich zu T1 (Chat: d = 1.95/FtF: d = 1.02) und zu T2 (Chat: d = 2.41/FtF: d = 1.33). Objektiv zeigte sich eine verbesserte Einschlaflatenz zu T1 (Chat: d = 0.58, p = .013/FtF: d = 0.39, p = .017), welche jedoch zu T2 nicht mehr vorhanden war (Chat: d = 0.31, p = .218/FtF: d = 0.23, p = .563). Während der persönlichen Intervention wurde der Therapeut positiver wahrgenommen als chatbasiert und die Wirksamkeit der persönlichen Therapie war umso besser, je positiver der Therapeut wahrgenommen wurde. Chatbasiert zeigten sich diese Zusammenhänge nicht.

Diskussion: Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass chatbasierte Therapien die persönliche Behandlung der primären Insomnie ergänzen können, dass beide Formen jedoch auf unterschiedlichen Wirkmechanismen basieren. Es soll diskutiert werden, ob und unter welchen Bedingungen chatbasierte Konsultationen auch in der Allgemeinmedizin hilfreich sein können.