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51. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

21.09. - 23.09.2017, Düsseldorf

Die Zukunft der somatoformen Störungen? Das neue Konzept der somatischen Belastungsstörung nach DSM-5 im Vergleich zu den ICD-10-Kriterien

Meeting Abstract

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  • P. Hüsing - Institut und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland; Universitäre Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Schön Klinik Hamburg-Eilbek, Hamburg, Deutschland
  • A. Toussaint - Institut und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland; Universitäre Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Schön Klinik Hamburg-Eilbek, Hamburg, Deutschland
  • B. Löwe - Institut und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland; Universitäre Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Schön Klinik Hamburg-Eilbek, Hamburg, Deutschland

51. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Düsseldorf, 21.-23.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17degam206

doi: 10.3205/17degam206, urn:nbn:de:0183-17degam2069

Published: September 5, 2017

© 2017 Hüsing et al.
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Hintergrund: In der ICD-10 als somatoforme Störungen zusammengefasste Syndrome gelten als sogenannte „Ausschlussdiagnosen“ - organische Ursachen dürfen die Beschwerden des Patienten hinsichtlich der Diagnosestellung nicht hinreichend erklären. Dies ist im neuen Konzept der somatischen Belastungsstörung im Diagnostischen und Statistischen Manual Psychischer Störungen (DSM-5) nicht mehr der Fall. Erstmalig werden auch psychologische Faktoren als Diagnosekriterien eingeführt. Daraus ergeben sich zahlreiche Konsequenzen in Bezug auf Diagnoseprävalenz und Einschlusspopulation, sowie im Hinblick auf die Psychopathologie der diagnostizierten Patienten.

Fragestellung / Diskussionspunkt: In einer ambulanten Stichprobe von n = 438 Patienten aus einem psychosomatischen Setting wird untersucht, (1) zu welchem Anteil Patienten die Diagnosekriterien der somatischen Belastungsstörung (DSM-5) erfüllen und wie viele von diesen die ICD-10-Diagnose einer somatoformen Störung erhalten, und (2) in wie fern sich die Diagnose-Gruppen hinsichtlich ihrer Psychopathologie unterscheiden. Zur Diagnostik der somatischen Belastungsstörung wurde ein strukturiertes klinisches Interview eingesetzt, somatische und psychische Erkrankungen wurden durch Behandler nach ICD-10, die Psychopathologie mittels Fragebögen erhoben.

Inhalt: Es zeigt sich, dass 54,6% der Patienten die Diagnose einer SSD erfüllen. Von diesen 239 Patienten bekommen wiederum 73,4% laut klinischer Einschätzung die ICD-10-Diagnose einer somatoformen Störung. Im direkten Vergleich zeigt sich, dass die Gruppe der Patienten, welche ausschließlich die Diagnose einer SSD erfüllen, sowohl in Bezug auf Ängstlichkeit (t = -2.537, df= 44.968, p<.05) und hypochondrische Ängste (t=-2.866, df=156, p<.05) als auch hinsichtlich ihrer psychischen gesundheitsbezogenen Lebensqualität (t=2.346, df=46.894, p<.05) belasteter ist als die übrigen Patienten. Das Konzept der somatischen Belastungsstörung (SSD) kann demnach als Diagnoseansatz verstanden werden, der potentiell eine größere Zahl an schwerer belasteten Patienten einschließt.