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51. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

21.09. - 23.09.2017, Düsseldorf

Diskriminierungserfahrungen im Kontext von Trans*/Transsexualität: Implikationen für die hausärztliche Versorgung

Meeting Abstract

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  • A. Köhler - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie, Interdisziplinäres Transgender Versorgungscentrum Hamburg, Hamburg, Deutschland
  • F. Loos - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie, Interdisziplinäres Transgender Versorgungscentrum Hamburg, Hamburg, Deutschland
  • J. Eyssel - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie, Interdisziplinäres Transgender Versorgungscentrum Hamburg, Hamburg, Deutschland
  • T. O. Nieder - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie, Interdisziplinäres Transgender Versorgungscentrum Hamburg, Hamburg, Deutschland

51. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Düsseldorf, 21.-23.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17degam185

doi: 10.3205/17degam185, urn:nbn:de:0183-17degam1856

Published: September 5, 2017

© 2017 Köhler et al.
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Hintergrund: Trans* Personen erleben eine Diskrepanz zwischen dem bei Geburt zugewiesenen und dem individuell erlebten Geschlecht, woraus ein fortdauernder Leidensdruck resultieren kann (DSM-5: Geschlechtsdysphorie). Die Trans*-Gesundheitsversorgung bezieht sich daher v.a. auf geschlechtsangleichende Maßnahmen (z.B. Hormonbehandlung, Genitalchirurgie) und auf assoziierte spezielle Bedürfnisse (z.B. Psychotherapie). Die allgemeinmedizinische Versorgung wird vor allem hinsichtlich der langfristigen Betreuung nach der Transition in das Wunschgeschlecht relevant (z.B. Betreuung der lebenslangen Hormonbehandlung). Infolge der Abweichung von gesellschaftlichen Normen der Zweigeschlechtlichkeit erfahren trans* Menschen in vielen Bereichen der Gesellschaft, wie auch im Gesundheitssystem, Diskriminierungen, die mit erheblichen psychischen Belastungen und gesellschaftlichen Folgekosten assoziiert sein können.

Fragestellung: Die vorliegende Studie untersucht Diskriminierungserfahrungen von trans* Personen im Gesundheitssystem und deren Implikationen für die allgemeinmedizinische Versorgung.

Methode Die Untersuchung ist Teil einer Studie zur allgemeinen Trans*-Gesundheitsversorgung des Transgender-Centrums am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Eine nicht-klinische Online-Stichprobe (N=415) wurde mittels eines partizipativ mit Vertreter_innen von Selbsthilfegruppen und niedergelassenen Kolleg_innen entwickelten Fragebogens zur Qualitätsentwicklung in der Trans*-Gesundheitsversorgung befragt. Die Daten wurden mittels quantitativer und qualitativer Methoden analysiert.

Ergebnisse: Die überwiegende Zahl der Teilnehmenden befand eine allgemeinmedizinische Versorgung als wichtig bzw. sehr wichtig (94,5%). Aspekte einer allgemeinmedizinischen Nachsorge waren u.a. Krebsvorsorge und Behandlungen bei Osteoporose in Folge der Hormonbehandlung. Als erwünschte Eigenschaften allgemeinmedizinischer Behandler_innen wurden Kompetenz in Bezug auf Trans*/Transsexualität und ein trans*-sensitiver Umgang mit Patient_innen benannt.

Diskussion: Die Ergebnisse verdeutlichen, dass trans* Personen spezifische Bedürfnisse an die allgemeinmedizinische Versorgung richten, welche im Sinne einer individualisierten und ganzheitlichen Trans*-Gesundheitsversorgung Beachtung finden sollten. Darüber hinaus sollten Behandler_innen eigene normative Sichtweisen auf Geschlecht und Sexualität kritisch reflektieren und trans* Patient_innen unvoreingenommen gegenübertreten.