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51. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

21.09. - 23.09.2017, Düsseldorf

Obturierendes Ohrenschmalz. Pilotstudie zur Konzeption eines praxisgerechten und standardisierten Vorgehens für die hausärztliche Cerumenentfernung

Meeting Abstract

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  • F. Meyer - Allgemeinärztliche Gemeinschaftspraxis, Oettingen, Deutschland
  • E. Meyer - Allgemeinärztliche Gemeinschaftspraxis, Oettingen, Deutschland

51. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Düsseldorf, 21.-23.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17degam153

doi: 10.3205/17degam153, urn:nbn:de:0183-17degam1531

Published: September 5, 2017

© 2017 Meyer et al.
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Hintergrund: Ohrenschmalz wird hausärztlicherseits meist durch Spülung mit/ohne Cerumenolyse entfernt. Die Literaturlage dazu ist für Deutschland uneinheitlich und wenig systematisch.

Fragestellung: Unsere unizentrische Praxispilotstudie sollte deshalb folgende Fragen beantworten: mit welchen Ergebnissen (Gehörgangssauberkeit, Altersabhängigkeit, Komplikationsrisiko, Patientenakzeptanz) oder Durchführungsschwierigkeiten (Spüldruck-, Wassertemperatur-, Hygieneproblem) ist bei Ohrschmalzentfernungen mittels manueller Gehörgangsspülung mit/ohne Cerumenolyse zu rechnen.

Methoden: Aufgrund einer PubMed-Recherche wurde das OtoClear® Handspülsystem (Halbliterfüllbehälter, Fingerhebelpumpe mit konstanter Druckerzeugung, Temperaturmessstreifen, Einmaldüsen, dreidimensionale Spülwasserverteilung) ausgewählt, die Cerumenolyse erfolgte mit zwei Natriumdocusatdarreichungen (Otowaxol®, Audilyse®). Konsekutive, ohrkranke Patienten beiderlei Geschlechts (>4 Jahre) wurden bei einer (sub-)totalen Zerumenverlegung (Manchaiah Typ 3/4) nach Kontraindikationsausschluss vom Erstautor mit jeweils 500 ml gespült. Die korrekte postinterventionelle Otoskopiemöglichkeit wurde als Maßnahmenerfolg gewertet. Neben Spülungen ohne vorherige Cerumenolyse folgten Reinigungsserien mit dreitägiger Patientenselbstvorbereitung (Otowaxol®) oder Arztvorbehandlung mittels Audilyse®.

Ergebnisse: Von 10/2015 bis 03/2017 wurden n=182 Patientenohren (76 männlich, 106 weiblich, 4.–95. LJ, Altersmedian 73 LJ) behandelt. Patientenalter und Interventionserfolg standen mit leicht abnehmender Erfolgstendenz bei Alterszunahme in höchstsignifikantem Zusammenhang (χ2(2)=20.77, p=.000). In der vorbereitungsfreien Gruppe (n= 57) hatte die alleinige Spülung 61% Erfolg, während mit Otowaxol®/Audilyse® vorbereitete Ohren (n=125) zu 83% 2(1)=10.31, p=.002) postinterventionell frei waren. Die Interventionserfolge von Otowaxol® und Audilyse® (Patientenselbst- vs. Arztvorbereitung) unterschieden sich nicht (84% vs. 83%, n.s.). Bei über 90-Jährigen (n=5) brachte die Cerumenolyse keine signifikante Ergebnisverbesserung. Bei guter Patientenakzeptanz war die Komplikationsrate (Allergie, Schwindel) insgesamt 1,1%.

Diskussion: Mit der untersuchten Vorgehensweise (Handspülgerät und Cerumenolyse) ist bei vier von fünf Patientenohren eines Kollektivs bis zum 90. LJ eine hausarztgerechte Cerumenentfernung möglich.