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51. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

21.09. - 23.09.2017, Düsseldorf

Die gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Bewertung von Delegationsmodellen im hausärztlichen Bereich – ein multimethodischer Ansatz

Meeting Abstract

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  • T. Hermann - Universitätsklinikum Tübingen, Institut für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung, Tübingen, Deutschland
  • H. Sturm - Universitätsklinikum Tübingen, Institut für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung, Tübingen, Deutschland
  • S. Stephan - Hochschule Reutlingen, ESB Business School, Reutlingen, Deutschland
  • S. Joos - Universitätsklinikum Tübingen, Institut für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung, Tübingen, Deutschland

51. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Düsseldorf, 21.-23.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17degam122

doi: 10.3205/17degam122, urn:nbn:de:0183-17degam1226

Published: September 5, 2017

© 2017 Hermann et al.
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Hintergrund: Um drohenden Versorgungslücken entgegenzuwirken, wird der Aufgabenneuverteilung unter den Gesundheitsfachberufen auch in Deutschland ein immer bedeutenderer Stellenwert zugeschrieben. Im deutschen Gesundheitssystem ist die Etablierung eines neuen Versorgungsmodells allerdings mit zahlreichen Herausforderungen verbunden, die es für eine erfolgreiche Implementierung zu berücksichtigen gilt.

Fragestellung: Wie werden Versorgungsansätze zur Delegation aus gesellschaftspolitischer und wirtschaftlicher Perspektive bewertet? Welche Stärken, Schwächen, Chancen und Gefahren lassen sich ableiten?

Methoden: Für die Bewertung der hausärztlichen Perspektive wurden Interviews mit Hausärzten (n=3) in zwei Praxen durchgeführt und analysiert. Für die Bewertung aus Bürger- und Patienten-Perspektive wurde ein Bürgerdialog in einer ländlichen Gemeinde ausgewertet. Für die wirtschaftliche Bewertung wurden Beispielrechnungen hinsichtlich des bundesweit einheitlichen NäPa-Modells und des VERAH-Modells durchgeführt. Die zusammenfassende Bewertung des Versorgungsansatzes wurde mittels der Kategorien Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken (SWOT-Analyse), vorgenommen.

Ergebnisse: Es lassen sich aus Ärzte- sowie aus Bürgerperspektive spezifische Stärken, Schwächen, Chancen und Gefahren des Versorgungsansatzes ableiten. Aus Perspektive der Hausärzte stehen Chancen im Bereich der Arbeitsentlastung sowie ökonomische Anreize im Vordergrund. Schwächen und Gefahren werden u.a. in der Frage der Verantwortung und den komplexen vergütungsrechtlichen Rahmenbedingungen gesehen. Aus dem Bürgerdialog lässt sich eine grundsätzliche Offenheit gegenüber der Delegation ableiten, wobei die Kompetenz der Delegationskraft als notwendige Voraussetzung betrachtet wird. Des Weiteren konnten durch Beispielrechnungen hohe Wirtschaftlichkeitspotentiale sowohl im VERAH- als auch im NäPa-Modell aufgezeigt werden.

Diskussion: Die kategorisierten Ergebnisse lassen auf politischen Diskussions- und Handlungsbedarf schließen, damit sich Delegationsmodelle auch in Deutschland verstärkt etablieren können. Besonderer Diskussionsbedarf besteht vor allem in Bezug auf die Qualifikation und fachlichen Voraussetzungen für die Delegationskraft.