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51. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

21.09. - 23.09.2017, Düsseldorf

„Ich stecke keinen ins Pflegeheim [...] und wenn ich selber dabei drauf gehe“ – Erfahrungen und Bedürfnisse Angehöriger von Menschen mit fortgeschrittener COPD. Eine qualitative Interview-Studie

Meeting Abstract

  • A. Vogel - Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Palliativmedizin, Göttingen, Deutschland
  • F. Nauck - Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Palliativmedizin, Göttingen, Deutschland
  • N. Schneider - Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Palliativmedizin, Göttingen, Deutschland
  • H. Stanze - Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin, Hannover, Deutschland; Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Palliativmedizin, Göttingen, Deutschland
  • G. Marx - Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Palliativmedizin, Göttingen, Deutschland

51. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Düsseldorf, 21.-23.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17degam109

doi: 10.3205/17degam109, urn:nbn:de:0183-17degam1091

Published: September 5, 2017

© 2017 Vogel et al.
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Hintergrund: Da Menschen mit COPD professionelle Unterstützung hinauszögern, übernehmen Angehörige häufig die Begleitung.

Fragestellung: Die Frage ist, was diese Begleitung für Angehörige bedeutet und welche Belastungen und Bedürfnisse daraus resultieren.

Methoden: Offene Leitfadeninterviews mit begleitenden Angehörigen (n=12, Alter 48-79, 8w) von Menschen mit fortgeschrittener COPD (Stadium III/IV). Interpretative Auswertung mittels Grounded Theory (Strauss; Strauss/Corbin).

Ergebnisse: Als zentrales Phänomen zeigt sich, dass begleitende Angehörige eine permanent hohe Belastungen durchleben, insbesondere in Form starker psychischer Anspannungen geprägt durch die ständige Angst unvorhergesehener Ereignisse. Ursächlich hierfür sind ein durch Unsicherheiten geprägtes Krankheitsmanagement und komplizierte organisatorische Aspekte, die zu einer besonderen Herausforderung werden. Zudem zeigte sich, dass sich Angehörige aufgrund des Unterstützungsbedarfs des nahestehenden Menschen, sowie gesellschaftlich verankerter und beziehungsimmanenter Erwartungen zur Fürsorge verpflichtet fühlen und aus ihrer Situation keinen Ausweg sehen. In der Folge begeben sie sich in die Rolle einer verantwortlichen und ständig zur Verfügung stehenden Unterstützung mit der Folge dass die eigenen Bedürfnisse zurückgestellt werden und die Erkrankung zu einem gemeinsamen Handicap gemacht wird. Der Wechsel zwischen den Rollen des distanzierten Experten und des empathischen Angehörigen wird zur zusätzlichen Belastung. Wut, fehlendes Verständnis, die Reduktion sozialer Kontakte und die Beeinträchtigung der eigenen Gesundheit sind mögliche Folgen.

Diskussion: Die hohe physische und psychische Belastung von Angehörigen erfordert eine intensivierte Entlastung, die durch das Gesundheitssystem bisher nicht systematisch bereitgestellt wird. Hausärzte können hier wichtige Gatekeeper sein.