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51. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

21.09. - 23.09.2017, Düsseldorf

Erfahrungen von Hausärzten und Medizinischen Fachangestellten mit Praxisverwaltungssystemen: Ergebnisse einer Fokusgruppe

Meeting Abstract

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  • C. Kersting - Universitätsklinikum Essen, Institut für Allgemeinmedizin, Essen, Deutschland
  • A. Herwig - Universitätsklinikum Essen, Institut für Allgemeinmedizin, Essen, Deutschland
  • B. Weltermann - Universitätsklinikum Essen, Institut für Allgemeinmedizin, Essen, Deutschland

51. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Düsseldorf, 21.-23.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17degam036

doi: 10.3205/17degam036, urn:nbn:de:0183-17degam0365

Published: September 5, 2017

© 2017 Kersting et al.
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Hintergrund: Studien zeigen, dass Praxisverwaltungssysteme das longitudinale Behandlungsmanagement in Hausarztpraxen unzureichend unterstützen. Hauptkritikpunkt ist ein mangelnder Überblick über versorgungsrelevante Inhalte.

Fragestellung: Welche Erfahrungen haben Hausärzte und Medizinische Fachangestellte (MFA) mit elektronischen Praxisverwaltungssystemen (PVS)?

Methoden: Hausärzte und MFA aus Praxen des Praxisnetzwerks unseres Instituts nahmen an einer Leitfaden-gestützten Fokusgruppensitzung teil. Diese wurde auf Tonband aufgezeichnet und transkribiert. Die Inhaltsanalyse nach Mayring erfolgte deduktiv-induktiv durch zwei Wissenschaftler.

Ergebnisse: Vier Hausärzte (75% männlich, 51 ± 4 Jahre alt) und vier MFA (alle weiblich, 38 ± 16 Jahre alt) aus vier Praxen, die 3 verschiedene PVS verwenden, nahmen teil. Positiv sei, dass PVS im Vergleich zu Papierakten zu einer Arbeitserleichterung sowie zu einer verbesserten Lesbarkeit und Transparenz von Dokumentationen führten. Auch sei die Möglichkeit zur Anbindung weiterer Software-Module hilfreich. Für wenige Bereiche, z. B. Infektionen, seien gut funktionierende Erinnerungssysteme integriert, im Ganzen seien diese aber unzureichend. Als negativ wurde bewertet, dass PVS zu viele Interaktionen erfordern und zu langsam arbeiten, den Funktionalitäten die Versorgungsnähe fehle und Praxis-individuelle Adaptionen kompliziert seien, Softwaredesign-Probleme meist nur zeitverzögert gelöst würden und viele Funktionen und Informationen redundant seien. Die Teilnehmer forderten eine stärkere Berücksichtigung ihrer Bedürfnisse und verbesserte Funktionen zur Unterstützung des Behandlungsmanagements wie insbesondere optimierte Erinnerungsfunktionen. Um Defizite in der PVS-Funktionalität auszugleichen, hatten die Praxen individuelle Markierungen für die elektronischen Patientenakten entwickelt, um den Überblick über versorgungsrelevante Patientenaspekte zu behalten.

Diskussion: PVS erfüllen die Bedürfnisse von Hausarztpraxen nicht. Unabhängig vom gewählten PVS werden dieselben Probleme beschrieben. Eine stärkere Einbindung der Endanwender in Entwicklungsprozesse sowie eine stärkere Ausrichtung der Funktionen an Versorgungsprozesse sind notwendig.