gms | German Medical Science

50. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

29.09. - 01.10.2016, Frankfurt am Main

„Nur Unmögliches wird verwirklicht.“ – Plädoyer für eine salutogenetische Orientierung in der Hausarztmedizin

Meeting Abstract

Search Medline for

  • O. Bahrs - Universitätsmedizin Göttingen Institut für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Göttingen

50. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Frankfurt am Main, 29.09.-01.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16degam269

doi: 10.3205/16degam269, urn:nbn:de:0183-16degam2694

Published: September 19, 2016

© 2016 Bahrs.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund: “Allgemeinmedizin – spezialisiert auf den ganzen Menschen“; so lautet das Motto der Zukunftspositionen der DEGAM, mit denen ein professionelles Handeln beschrieben wird, das personzentriert, ressourcenorientiert und sowohl evidenz- wie beziehungsbasiert ist.. Doch ein holistischer Ansatz wird bislang kaum gelehrt und gelernt.

Fragestellung: Wie lässt sich z.B. Viktor von Weizsäckers Konzept einer „allgemeinen Medizin“ für eine Allgemeinmedizin nutzen, die sich als Kern (des Studiums) der Medizin begreift?

Methoden: Zentrale Kategorien der anthropologischen Medizin Viktor von Weizsäckers werden vorgestellt und ihre mögliche Bedeutung an Beispielen aus der hausärztlichen Praxis veranschaulicht.

Ergebnisse: Von Weizsäckers anthropologische Medizin bestimmt die Begegnung von Helfer und Helfendem als Grundverhältnis, Umgang wird zur Zentralkategorie. Dies ist anschlussfähig zu allen Gesundheits- und Sozialberufen. Sein Gestaltkreisprinzip begründet erkenntnistheoretisch die Notwendigkeit der Einführung des Subjekts (hier: Arzt und Patient), löst die Rollenförmigkeit der Beziehungen auf und passt sowohl zur Tradition der Balint- und Supervisionsgruppen als auch zum Shared-Decision-Making. Der Sinn der Behandlung erwächst dabei aus der (vorgestellten) Zukunft des Betroffenen (Prolepsis) und erfordert positive Gesundheitsziele. Diese gestalten sich aus im Laufe des Lebens – typischerweise in familienbezogenen (Entwicklungs-)Krisen – und spezifizieren grundlegende Lebensaufgaben. Symptome sind zugleich kausal im Hinblick auf die biotische, psychische und soziale Gleichgewichtsregulation zu erklären wie im Kontext der individuellen Biographie sinnhaft zu deuten. Medizinisches Handeln impliziert Hermeneutik.

Diskussion: Von Weizsäckers anthropologische Medizin kann als Grundlegung von auf Empowerment und Salutogenese zielenden Professionen verstanden werden. Seine Biographik ist gerade für hausärztliches Handeln noch immer aktuell und kann zur Leitorientierung von Langzeitbegleitung dienen.