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50. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

29.09. - 01.10.2016, Frankfurt am Main

„Höchste fachliche Kompetenz und Menschenfreundlichkeit“ – Diskrepanz zwischen Studier- und Berufsfähigkeit, eine qualitative Studie

Meeting Abstract

  • A. Simmenroth-Nayda - Universitätsmedizin Göttingen Institut für Allgemeinmedizin, Göttingen
  • A. Palant - Universitätsmedizin Göttingen Institut für Allgemeinmedizin, Göttingen
  • V. Weiß - Universitätsmedizin Göttingen Institut für Allgemeinmedizin, Göttingen

50. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Frankfurt am Main, 29.09.-01.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16degam192

doi: 10.3205/16degam192, urn:nbn:de:0183-16degam1925

Published: September 19, 2016

© 2016 Simmenroth-Nayda et al.
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Text

Hintergrund: Von Ärzten wird traditionell ein hohes Maß an fachlichen und menschlichen Fähigkeiten erwartet. Medizin-Absolventen beklagen, dass große Teile des im Studium vermittelten Wissens für den Arztberuf nicht relevant seien und für den Berufsalltag notwendige Kompetenzen wie z.B. Teamfähigkeit und kommunikatives Geschick nicht ausreichend Raum finden. Das neue Göttinger Auswahlverfahren (AdH) wurde u.a. entwickelt, um o.g. Kompetenzen zu berücksichtigen. Verantwortungsträger der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) sollten in diese Entwicklung mit einbezogen werden.

Fragestellung: Wie positionieren sich Verantwortungsträger der UMG zu folgenden Fragen: „Welche persönlichen Eigenschaften braucht man, um erfolgreich Medizin zu studieren?“; „Was macht nach Ihrer Meinung einen „guten Arzt“ aus?“.

Methoden: Alle 61 Abteilungsdirektoren der UMG erhielten postalisch und elektronisch einen standardisierten Fragebogen mit den o.g. offenen Fragen. Das Datenmaterial wurde inhaltlich strukturierend nach Mayring ausgewertet. Die Kategorienbildung erfolgte induktiv.

Ergebnisse: Die Rücklaufquote betrug 50%. Stark diskrepante Aussagen zur Studier- und Berufsfähigkeit wurden deutlich: Der Arztberuf ist demnach durch hohe idealistische Attribute wie „umfassende Empathie und Menschenliebe“ charakterisiert, gleichzeitig wurde eine „hohe Fachkompetenz auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand“ und „kommunikative Begabung“ gefordert. Von Studierenden jedoch wurde gewünscht, dass sie „überdurchschnittlich intelligent“, „leistungsfähig, fleißig und beständig“ seien, ein „sehr gutes Gedächtnis haben“ und „sich gut strukturieren“ können. Eine geringe Schnittmenge für „gute Ärzte“ und „erfolgreiche Studierende“ ergab sich in den Kategorien „Belastbarkeit“, „Intelligenz“ und „integre Haltung“.

Diskussion: Die Ergebnisse führten zu einer neuen Schwerpunktsetzung des AdH: soziale und kommunikative Kompetenzen der Bewerber wurden fokussiert. Ferner soll die Diskrepanz eine erneute Reflexion des Göttinger Curriculums intendieren.