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50. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

29.09. - 01.10.2016, Frankfurt am Main

Grenzen und Möglichkeiten in der hausärztlichen Versorgung von Patienten mit schädlichem Alkoholkonsum aus der Perspektive ärztlicher Suchttherapeuten

Meeting Abstract

  • C. Thiel - SRH Hochschule für Gesundheit Gera Gesundheitspsychologie, Gera; MLU Halle-Wittenberg Medizinische Fakultät - Sektion Allgemeinmedizin, Halle (Saale)
  • J. Bradtka - MLU Halle-Wittenberg Medizinische Fakultät - Sektion Allgemeinmedizin, Halle (Saale)
  • H. Hinz - AHG Klinik Richelsdorf, Wildeck-Richelsdorf; AHG Klinik Wigbertshöhe, Bad Hersfeld
  • T. Fankhänel - SRH Hochschule für Gesundheit Gera Gesundheitspsychologie, Gera; MLU Halle-Wittenberg Medizinische Fakultät - Sektion Allgemeinmedizin, Halle (Saale)

50. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Frankfurt am Main, 29.09.-01.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16degam176

doi: 10.3205/16degam176, urn:nbn:de:0183-16degam1761

Published: September 19, 2016

© 2016 Thiel et al.
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Text

Hintergrund: Seit einigen Jahren ist die WHO (World Health Organization) darum bemüht, Hausärzte dahingehend zu motivieren, vermehrt alkoholsuchtpräventive Maßnahmen im Rahmen der Regelversorgung durchzuführen. Die Umsetzung scheitert laut Angaben der Hausärzte vor allem an strukturellen Barrieren, sowie patientenbezogenen Faktoren. Ziel unserer Untersuchung war, erstmalig aus der Perspektive ärztlicher Suchttherapeuten, eine Analyse der aktuellen Versorgungssituation von Patienten mit schädlichem Alkoholkonsum in der hausärztlichen Praxis vorzunehmen und zu gleich Möglichkeiten zu eruieren, welche zu einer Optimierung der aktuellen Versorgungssituation beitragen könnten.

Fragestellung: Wo sehen die ärztlichen Suchttherapeuten Probleme und Grenzen in der aktuellen hausärztlichen Behandlung von Patienten mit schädlichem Alkoholkonsum?

Welche Möglichkeiten sehen die ärztlichen Suchttherapeuten, die zu einer Optimierung der aktuellen hausärztlichen Behandlung von Patienten mit schädlichem Alkoholkonsum führen können?

Methoden: Methodisch wurde auf ein qualitatives Forschungsdesign in Form eines teilstrukturierten leitfadengestützten Experteninterviews zurückgegriffen. Insgesamt wurden 15 ärztliche Suchttherapeuten in Thüringen und Hessen interviewt. Darunter waren Fachärzte/Fachärztinnen für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie, die mindestens zwei Jahre Berufserfahrung im suchttherapeutischen Setting aufweisen konnten.

Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen, dass neben strukturellen Barrieren und patientenbezogenen Faktoren, vor allem Defizite in der suchtmedizinischen Ausbildung, sowie negative Einstellungen der Hausärzte gegenüber Alkoholsuchtpatienten eine Implementierung suchtpräventiver Maßnahmen in die Hausarztpraxis behindern. Für die Versorgungspraxis ist der dringendste Handlungsbedarf in der Optimierung der suchtmedizinischen Ausbildung der Hausärzte zu sehen.

Diskussion: Als zentraler Lösungsansatz wurde eine stärkere Gewichtung der Suchtmedizin in der Ausbildung angehender Hausärzte vorgeschlagen, um dadurch das Problembewusstsein der Hausärzte zu fördern und Hemmungen im Umgang mit Alkoholsuchtpatienten abzubauen.