Article
Antibiotikatherapie: Leitlinien-Nutzung und Leitlinien-Wissen unter Hausärzten in Berlin, Brandenburg und Thüringen
Search Medline for
Authors
Published: | September 19, 2016 |
---|
Outline
Text
Hintergrund: Im Projekt Rationaler Antibiotikaeinsatz durch Information und Kommunikation (RAI) soll ein verantwortungsvoller Umgang mit Antibiotika gefördert werden.
Fragestellung: Ziel ist es maßgeschneiderte Interventions-Instrumente für Hausärzte zu entwickeln und die Nutzung von Wissensquellen zum Thema Antibiotika abzufragen.
Methoden: Der pilotierte Fragebogen wurde an insgesamt 987 Hausarztpraxen in Berlin, Brandenburg und Thüringen versendet. Um die Prädiktoren für die Antwortkomplexe besser zu verstehen, wurde eine multivariate Analyse gerechnet mit Praxischarakteristika als Einflussfaktoren.
Ergebnisse: 34,4% (n=340) der Hausärzte beantwortete den Fragebogen. Insgesamt gaben 82,9% der befragten Hausärzte an, Leitlinien als Wissensquelle zum Themenkomplex Antibiotika zu nutzen. Für die AB-Therapie im Praxisalltag nutzen 39,1% der Befragten Leitlinien nach eigener Angabe häufig. In der multivariaten Analyse zeigte sich, dass Ärzte, die in kleineren Ortschaften praktizieren (5.000-19.000 Einwohner) signifikant häufiger Leitlinien nutzen als Ärzte, die in einer Stadt mit mehr als 100.000 Einwohner tätig sind (Odds Ratio [OR] 1,95; 95%-Konfidenzintervall [CI] 1,07-3,56). Auch das Alter des Arztes ergab sich als signifikanter Einflussfaktor (<40Jahre vs. >60Jahre: OR 3,97; 95%-CI 1,32-11,91).
In der Frage nach Therapieindikationen sahen 25,9% der Befragten in gelb-grünem Sputum eine Indikation zum Antibiotikaeinsatz (DEGAM-Leitlinie Akuter Husten, Stand 2014:“Die Farbe des Sputums ist keine Indikation für eine Antibiotika-Therapie“). Multivariat waren Facharztrichtung (Internist vs. Allgemeinmediziner: OR 2,36; CI 1,08-5,17) sowie Berufserfahrung (>25Jahre vs. <7Jahre: OR 6,54; CI 3,22-13,3) Risikofaktoren für die positive Beantwortung dieser Frage.
Diskussion: Die vorliegenden Ergebnisse zeigen Unterschiede in Leitliniennutzung und -wissen innerhalb der teilnehmenden Hausärzte und weisen mögliche Ansatzpunkte für die Förderung einer rationalen AB-Therapie im ambulanten Bereich auf.