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„Wünsch‘ Dir was“ – Wie sollte ein strukturierter Medikationscheck aussehen? Qualitative Befragung von älteren, multimorbiden Patienten/innen zu förderlichen Faktoren und Barrieren
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Published: | September 19, 2016 |
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Hintergrund: Multimedikation nimmt altersabhängig zu und stellt gerade bei älteren Menschen einen Risikofaktor für negative Gesundheitsauswirkungen sowie für Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln dar. Ein regelmäßig durchgeführter Medikationscheck kann helfen, diese Risiken zu minimieren.
Fragestellung: Welche Bedingungen wirken sich aus Patientensicht förderlich oder hinderlich auf die Einführung eines strukturierten Medikationschecks in die hausärztliche Versorgung aus?
Methoden: Qualitative Studie mit 31 Patienten/innen, die mindestens 60 Jahre alt waren, mindestens drei chronische Erkrankungen aufwiesen und täglich mindestens fünf Medikamente einnahmen. Es wurden 16 leitfadengestützte Telefoninterviews und zwei Fokusgruppen durchgeführt, die aufgezeichnet, transkribiert und nach der thematischen Inhaltsanalyse unabhängig voneinander durch zwei Personen ausgewertet wurden.
Ergebnisse: Studienteilnehmer/-innen waren 16 Frauen und 15 Männer (Durchschnittsalter w/m: 75/73 Jahre; Altersspanne w/m: 62-88/64-82 Jahre). Gerade Patienten/innen mit vielen Medikamenten standen einem Medikationscheck positiv gegenüber, konnten sich wenig Ablehnungsgründe vorstellen und wünschten sich einen vorzugsweise durch ihre/n Hausarzt/ärztin durchgeführten, jährlichen Medikationscheck, um Medikamente zu reduzieren und auf Wechselwirkungen zu überprüfen. Problematisch könne mangelnde Zeit oder unzureichendes pharmazeutisches Fachwissen des/der Hausarztes/ärztin sowie das bewusste Verschweigen von z.B. freiverkäuflichen Medikamenten durch die Patienten/innen sein. Patienten/innen konnten sich vorstellen, dass eine MFA für Teile eines Checks vom Hausarzt/der Hausärztin beauftragt wird und sie selbst aktiv einbezogen werden.
Diskussion: Strukturierte Medikamentenüberprüfungen werden von älteren, multimorbiden Patienten/innen eher begrüßt, sollten in der Verantwortung des Hausarztes/der Hausärztin liegen, können teilweise an MFA delegiert werden und sollten Patienten/innen aktiv einbeziehen. Barrieren betrafen die ärztliche (Mangel an Zeit/Fachwissen) und Patientenseite (Selbstmedikation). Die Rekrutierung der Patienten/innen in Hausarztpraxen könnte zu einer Überbewertung der hausärztlichen Rolle geführt haben.