gms | German Medical Science

50. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

29.09. - 01.10.2016, Frankfurt am Main

Befragung von Hausärzten zur Detektion von kardiovaskulären Risikopatienten

Meeting Abstract

  • A. Meyer - Bonn Hausarztmedizin, Bonn
  • R. Schnakenberg - Bonn Hausarztmedizin, Bonn
  • K. Weckbecker - Bonn Hausarztmedizin, Bonn
  • M. Bleckwenn - Bonn Hausarztmedizin, Bonn

50. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Frankfurt am Main, 29.09.-01.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16degam089

doi: 10.3205/16degam089, urn:nbn:de:0183-16degam0896

Published: September 19, 2016

© 2016 Meyer et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund: Etwa 10 – 23 % der Hausarztpatienten besitzen ein deutlich erhöhtes kardiovaskuläres Risiko. Die bisherigen Untersuchungen zur kardiovaskulären Prävention zeigen weiterhin einen deutlichen Optimierungsbedarf. Ein wesentliches Problem ist dabei die zu geringe Detektion von Hochrisikopatienten und entsprechend fehlende leitlinienkonforme Therapie dieser Patienten.

Fragestellung: Wie gehen Hausärzte bei der Detektion des kardiovaskulären Risikos von Patienten vor?

Methoden: 2015 wurden 14 Lehrärzte des Instituts für Hausarztmedizin der Universität Bonn mittels leitfadengestützten Interviews befragt. Die Audioaufnahmen wurden anonymisiert transkribiert und mit der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring deduktiv ausgewertet.

Ergebnisse: Die befragten Hausärzte führen eine Risikoeinschätzung überwiegend bei offensichtlichen Risikofaktoren, wie Adipositas, Rauchen oder Luftnot durch. Daneben bestimmen sie das Risiko bei typischen Beratungsanlässen wie der Gesundheitsuntersuchung oder bei strukturierten Behandlungsprogrammen (DMP). Die Risikoeinschätzung selber erfolgt überwiegend aus dem Bauch heraus. Risikoscores werden kaum von den Hausärzten eingesetzt. Nur bei jungen Patienten mit einzelnen Risikofaktoren, wie einem deutlich erhöhten Cholesterin oder zur Indikationsstellung einer Statintherapie, wird die objektive Möglichkeit der Risikobestimmung durch Scores benutzt. Hindernisse für eine routinemäßige Anwendung von Scores sind eine geringe Motivation, sich mit der dazugehörigen Software auseinanderzusetzen, sowie der notwendige Zeitaufwand.

Diskussion: Eine überwiegend indikationsbezogene Risikoeinschätzung führt zu einer geringen Detektionsrate von kardiovaskulären Risikopatienten in der Hausarztpraxis. Um dies zu verbessern, müssten Risikoscores mehr in die Routineversorgung wie die Gesundheitsuntersuchung oder die DMPs integriert werden. Um ein Unterschätzen des Risikos durch Hausärzte zu vermeiden, wäre die Verwendung von Scoresystemen besonders bei Patienten ohne „typische Risikokonstellation“ zu empfehlen. Eine Möglichkeit, die Hemmung bei der Anwendung von Scoresystemen zu reduzieren, wäre die gezielte Schulung der Ärzte.