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Was wünschen sich Patientinnen bei der Behandlung von Harnwegsinfekten? – eine Fokusgruppenanalyse
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Published: | September 19, 2016 |
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Hintergrund: Die Patientenperspektive gewinnt zunehmend an Bedeutung, bei der Behandlung selbst wie auch bei der Erstellung/Überarbeitung von Leitlinien. In einer Fokusgruppen-Studie wurden neben den Erfahrungen von HWI-Patientinnen auch deren Sichtweisen und Prioritäten hinsichtlich der Behandlungsziele erfasst, um diese in die Aktualisierung der Leitlinie wie auch in die Konzeption geplanter Studien einfließen zu lassen.
Fragestellung: In Studien stehen beim unkomplizierten Harnwegsinfekt (HWI) bislang weitgehend mikrobielle Heilung und Symptomfreiheit im Zentrum – gilt dies auch für betroffene Patientinnen?
Methoden: 2015 wurden vier leitfadengestützte Fokusgruppen mit Frauen aus zwei Altersklassen (18-35J./40-83J.) durchgeführt. Die Diskussionen wurden videodokumentiert, transkribiert und inhaltsanalytisch ausgewertet.
Ergebnisse: Zu Beginn eines HWI behandeln sich die Frauen meist selbst (viel Trinken, pflanzliche Präparate); sie suchen den Arzt auf, wenn keine Besserung eintritt. Als Auslöser werden Kälte/Nässe, Geschlechtsverkehr sowie Stress wahrgenommen. Symptome wie Brennen, häufiger Harndrang, Krämpfe und unangenehmer Geruch werden als besonders beeinträchtigend erlebt, eine Rolle spielen aber auch psychosoziale Aspekte, Einschränkungen in Berufsleben, Freizeit und Partnerschaft.
Die Patientinnen fühlen sich oft von anderen Betroffenen eher ernst genommen als von ihren behandelnden Ärzten. Das (leitliniengerechte) hausärztliche Vorgehen, ein Antibiotikum ohne vorherige Urinkultur zu verschreiben, stößt häufig auf Unverständnis. Sorge haben die Frauen vor Rezidiven, Nierenentzündungen und Resistenzbildung. Sie wünschen mehr Beratung zu Prävention und alternativen Behandlungsoptionen. Für sie ist entscheidend, wie sie sich fühlen, unabhängig vom Urinstatus. Zur Einschätzung der Symptomlast wurde angeregt, eine Skala zu entwickeln.
Diskussion: Neben Symptomlinderung besteht bei HWI-Patientinnen der Wunsch, ernst genommen zu werden und nicht sofort Antibiotika, sondern eine eingehende Beratung zu erhalten. Dem sollten Allgemeinmediziner/innen sowie Leitliniengremien Rechnung tragen.