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Klinische Effekte eines praxisteam-unterstützten Expositionstrainings für hausärztliche Patienten mit Panikstörung und Agoraphobie – eine cluster-randomisierte Interventionsstudie
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Published: | September 19, 2016 |
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Hintergrund: Die Punktprävalenz von Panikstörung mit/ohne Agoraphobie (PDA) beträgt in Hausarztpraxen 4 bis 7 Prozent. Hausärzte leisten die Primärversorgung bei Angsterkrankungen und sind oft alleinige Behandler. Dennoch fehlen evidenzbasierte Interventionsprogramme, die im Rahmen existierender Versorgungsstrukturen in Hausarztpraxen angewendet werden können.
Fragestellung: Führt ein praxisteam-unterstütztes, kognitiv-verhaltenstherapeutisch orientiertes Expositionstraining in der hausärztlichen Behandlung von Patienten mit PDA zu stärkeren klinischen Verbesserungen als die hausärztliche Standardbehandlung „Usual Care“?
Methoden: In der cluster-randomisierten Studie „Jena-PARADIES“ (Deutsches Register klinischer Studien: DRKS00004386) rekrutierten hausärztliche Praxisteams, jeweils bestehend aus Hausarzt (HA) und nichtärztlichem Praxismitarbeiter (MFA), Patienten mit PDA aus ihrem Klientel und wurden den Studienarmen randomisiert zugewiesen (Interventionsgruppe: Expositionstraining, Kontrollgruppe: „Usual Care“). Patienten der Interventionsgruppe erhielten vier manualisierte HA-Termine und zehn protokollgestützte, telefonische MFA-Monitorings. Die Zielgrößen (primär: Angstsymptomatik, Beck Angst-Inventar, BAI) wurden zu Baseline (Prätest), 6 (Posttest) und 12 Monaten (Katamnese) am Patienten erhoben und mittels gemischter linearer Modell analysiert.
Ergebnisse: Die mittleren Verbesserungen im BAI betrugen -5,4 und -6,1 Punkte in der Kontrollgruppe (189 Patienten aus 37 Praxen) und -8,4 und -10,2 Punkte in der Interventionsgruppe (230 Patienten aus 36 Praxen), nach respektive 6 und 12 Monaten, und waren signifikant stärker in der Interventions- als in der Kontrollgruppe (p = 0,008, Cohen’s f2 = 0,012). Signifikant stärkere Verbesserungen in der Interventions- als in der Kontrollgruppe zeigten sich auch in den sekundären Zielgrößen agoraphobisches Vermeidungsverhalten, Depressivität, selbstbeurteilter Gesundheitszustand und ambulante Versorgungsqualität.
Diskussion: Die hausärztliche Anwendung eines praxisteam-unterstützten Expositionstrainings kann zu nachhaltigen Verbesserungen klinischer Parameter und einer höheren Behandlungsqualität führen. Die Zielgrößen wurden ausschließlich mithilfe unverblindeter Patienten-Selbstberichtsmaße erhoben.