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50. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

29.09. - 01.10.2016, Frankfurt am Main

Übernimmt der Notarzt Aufgaben der hausärztlichen Versorgung? Eine Analyse aller Notarzteinsätze einer sächsischen Kleinstadt

Meeting Abstract

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  • M. Meixner - Gemeinschaftspraxis Meixner, Hoyerswerda
  • K. Voigt - Technische Universität Dresden Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus, Bereich Allgemeinmedizin, Dresden
  • A. Bergmann - Technische Universität Dresden Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus, Bereich Allgemeinmedizin, Dresden

50. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Frankfurt am Main, 29.09.-01.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16degam027

doi: 10.3205/16degam027, urn:nbn:de:0183-16degam0277

Published: September 19, 2016

© 2016 Meixner et al.
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Hintergrund: Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen zufolge ergibt sich eine deutliche Reduktion der Einsatzzahlen im kassenärztlichen Notdienst bei gleichzeitigem Anstieg der Einsatzzahlen der Notarzteinsätze in den letzten Jahren. Die Bundesvereinigung der Arbeitsgemeinschaften der Notärzte Deutschlands (BAND) e.V. berichtet in einer Stellungnahme von einer „Zunahme von Einsätzen bei nicht lebensbedrohlichen Situationen, die regional für den Notarzt zwischen 30 und 50% der Einsätze ausmachen“. Ein Grund wird im strukturellen Hausärztemangel vermutet. Dabei stellt sich Fragen nach Ursache und Auswirkungen dieser Entwicklung und ob es belegbare Zahlen für die Aussage der BAND gibt.

Fragestellung: 1. Übernehmen Notärzte die Aufgaben der hausärztlichen Versorgung? In welchem Ausmaß behandelt der Notarzt in den Regelöffnungszeiten der Arztpraxen nicht vital bedrohte Patienten?

2. Übernehmen Notärzte die Aufgaben des kassenärztlichen Notdienstes? Erhöht sich an Wochenend-/Feiertagen das notärztliche Notfallaufkommen überproportional zur Woche?

Methoden: Die vorliegende Sekundäranalyse basiert auf der Vollerhebung aller Einsatz- und Patientenbezogenen Informationen, die bei Notarzteinsätzen im Jahr 2011 am Notarztstandort Hoyerswerda anfielen. Der Datensatz umfasste 3.714 Notarzteinsätze. Die Daten wurden mittels SPSS analysiert und Signifikanzen mittels χ²-Test untersucht.

Ergebnisse: 1. 77,2% aller Notarzteinsätze mit ambulantem Verbleib der Patienten fanden außerhalb der Regelöffnungszeiten (69,3 % der Gesamtjahreszeit) der Arztpraxen statt (χ²=186,248; p<0,0001).

2. 68,8% der Notarzteinsätze fanden an einem Werktag statt. Dies entspricht (χ² = 470,567; p < 0,0001) dem Verhältnis der Werktage (69,3%) zu den Wochenend-/Feiertagen (31,7%) in Sachsen im Jahr 2011.

Diskussion: Beide erhobenen Parameter lassen keinen Anhalt dafür erkennen, dass Notärzte die hausärztliche Versorgung mit übernehmen. Die Analyse der Versorgungsinhalte (vorliegend zum Kongress) wird die Hypothesen auf inhaltlicher Ebene überprüfen.