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49. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

17. - 19.09.2015, Bozen, Italien

Kardiovaskuläre und neuropsychiatrische Risiken von Vareniclin bei der Tabakentwöhnung in der Hausarztpraxis

Meeting Abstract

  • D. Kotz - Heinrich-Heine-University Düsseldorf, Institut für Allgemeinmedizin, Düsseldorf, Deutschland; Maastricht University, General Practice, Maastricht, Niederlande; The University of Edinburgh Centre for Population Health Sciences, Edinburgh, Großbritannien
  • W. Viechtbauer - Maastricht University, MHeNS School for Mental Health and Neuroscience, Maastricht, Niederlande
  • C. Simpson - The University of Edinburgh Centre for Population Health Sciences, Edinburgh, Großbritannien
  • O. van Schayck - Maastricht University, General Practice, Maastricht, Niederlande
  • A. Sheikh - The University of Edinburgh Centre for Population Health Sciences, Edinburgh, Großbritannien

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 49. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Bozen, 17.-19.09.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15degam171

doi: 10.3205/15degam171, urn:nbn:de:0183-15degam1712

Published: August 26, 2015

© 2015 Kotz et al.
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Text

Hintergrund: In der hausärztlichen Praxis stellt sich immer wieder die Frage nach der medikamentösen Unterstützung von Rauchern, die ihren Tabakkonsum einstellen möchten. Vareniclin ist ein wirksames Medikament, aber es gibt Bedenken wegen möglicher kardiovaskulärer und neuropsychiatrischer Risiken.

Studienfrage: Ist Vareniclin mit schwerwiegenden kardiovaskulären oder neuropsychiatrischen Ereignissen assoziiert?

Methoden: In einer retrospektiven Kohortenstudie wurden Daten von 164.766 Patienten aus einer validierten, englischen Hausarzt-Datenbank ausgewertet (QResearch®). Es wurden Patienten identifiziert denen im Zeitraum von Januar 2007 bis Juni 2012 eines der folgenden Medikamente zur Tabakentwöhnung verschrieben wurde: Nikotinersatztherapie (Referenzgruppe; N=106.759), Bupropion (N=6.557), oder Vareniclin (N=51.450). Inzidente kardiovaskuläre (koronare Herzkrankheiten, Schlaganfall, Herzinsuffizienz, periphere Gefäßerkrankungen, Herzrhythmusstörungen) und neuropsychiatrische (Depression, suizidales Verhalten) Ereignisse, die in den sechs Folgemonaten auftraten, wurden mithilfe von Cox-Regressionsmodellen, adjustiert für wichtige potentielle Störfaktoren, und weiteren Analysemethoden verglichen.

Ergebnisse: Weder Bupropion noch Vareniclin zeigten ein erhöhtes Risiko kardiovaskulärer oder neuropsychiatrischer Ereignisse (alle Hazard Ratios (HRs) <1,00). Vareniclin war mit einem signifikant niedrigerem Risiko für koronare Herzkrankheiten (HR=0,80, 95% KI=0,72-0,87), Schlaganfall (HR=0,62, 95% KI=0,52-0,73), Herzinsuffizienz (HR=0,61, 95% KI=0,45-0,83), Herzrhythmusstörungen (HR=0,73, 95% KI=0,60-0,88), Depression (HR=0,66, 95% KI=0,63-0,69), und suizidales Verhalten (HR=0,56, 95% KI=0,46-0,68) assoziiert.

Diskussion: Vareniclin scheint im Vergleich zur Nikotinersatztherapie nicht mit einem erhöhten Risiko hinsichtlich diagnostizierter kardiovaskulärer Ereignisse, Depression oder suizidalem Verhalten assoziiert zu sein. Unter dem Aspekt der Patientensicherheit kann Vareniclin zur Unterstützung einer Tabakentwöhnung in der Hausarztpraxis erwogen werden.