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49. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

17. - 19.09.2015, Bozen, Italien

PRIMA-Polypharmakotherapie: Reduktion von unangemessenen Therapien und unerwünschten Nebenwirkungen bei älteren Patienten: eine kontrollierte randomisierte Studie – Ergebnisse des Therapieassessments

Meeting Abstract

  • G. Piccoliori - Südtiroler Akademie für Allgemeinmedizin, Bozen, Italien
  • S. Schmid - Südtiroler Akademie für Allgemeinmedizin, Bozen, Italien
  • M. Valentini - Südtiroler Akademie für Allgemeinmedizin, Bozen, Italien
  • A. Engl - Südtiroler Akademie für Allgemeinmedizin, Bozen, Italien
  • A. Sönnichsen - Universität Witten/Herdecke, Institut für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Witten, Deutschland
  • C. Wiedermann - Krankenhaus Bozen, Innere Medizin, Bozen, Italien

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 49. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Bozen, 17.-19.09.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15degam122

doi: 10.3205/15degam122, urn:nbn:de:0183-15degam1226

Published: August 26, 2015

© 2015 Piccoliori et al.
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Text

Hintergrund: Die gleichzeitige Einnahme vieler Medikamente (Polypharmakotherapie) ist ein häufiges Problem in der Behandlung von chronisch Kranken. Polypharmakotherapie ist bei älteren Patienten mit einer inadäquaten Verwendung von Medikamenten verbunden, was vermehrt zu Wechselwirkungen sowie unerwünschten Nebenwirkungen und stationären Aufnahmen führt.

Studienfrage: Ziel dieser Studie ist es, herauszufinden, ob Experten-Empfehlungen an behandelnde Hausärzte (HÄ) für das Absetzen von unangemessenen und nicht-evidenz-basierten Medikamenten zu einer Verminderung der stationären Aufnahmen, der Mortalität und unerwünschter Nebenwirkungen führt.

Methoden: Die 45 teilnehmenden HÄ sollten 15 Patienten konsekutiv rekrutieren und dokumentieren, die älter als 74 Jahren waren und mehr als 7 Wirkstoffen in Dauertherapie einnahmen. Die Therapien der Interventionsgruppe wurden von einem EBM-Experten, einem Internisten und einem klinischen Pharmakologen beurteilt. Daraus resultierende Empfehlungen einer Medikamenteneinstellung wurden dem behandelnden Arzt für Allgemeinmedizin schriftlich mitgeteilt. Nach 24 Monaten werden die Outcomes in beiden Gruppen erhoben und verglichen.

Ergebnisse: Hier wird man die endgültigen Ergebnisse der Therapieevaluation durch das Expertengremium und die Reaktion der Hausärzte auf die erhaltenen Empfehlungen präsentieren. Zirka 76% der evaluierten Patienten zeigte laut Expertenmeinung mindestens ein unangemessenes Medikament, im Durchschnitt 2 pro Patient. Der häufigste Grund für die Absetzung eines Medikamentes war die fehlende Indikation im Alter. Die 2 häufigsten abzusetzenden Medikamentenklassen waren die Benzodiazepine und die Protonenpumpenhemmer.

Diskussion: Die Ergebnisse der Therapieevaluation zeigten, dass bei 3 von 4 Polypharmakotherapiepatienten zumindest ein Medikament überflüssig oder gar kontraindiziert sein könnte. Trotzdem erwartet man sich eine schwierige Umsetzung der Expertenempfehlungen von seiten der Hausärzte nicht zuletzt durch den Widerstand der Patienten selber.


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