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Wahrnehmung, Beschreibung und Bewertung der hausärztlichen Versorgungssituation in Sachsen-Anhalt durch die Bürgermeister/Innen
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Published: | August 26, 2015 |
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Hintergrund: Die Überalterung der Hausärzteschaft bei gleichzeitigem Nachwuchsmangel hat negative Auswirkungen auf die hausärztliche Versorgungssituation in nahezu allen Landkreisen Sachsen-Anhalts. Die Kommunen sind mit zunehmenden Problemen bei der Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung konfrontiert, für deren Lösung sie weder über ausreichende Kompetenzen noch über finanzielle Mittel verfügen. Die Perspektive der Gemeinden ist trotz dieser problematischen Situation kaum in den Fokus wissenschaftlicher Untersuchungen gerückt.
Studienfrage: Wie beschreiben und bewerten die hauptamtlichen Bürgermeister/Innen Sachsen-Anhalts die hausärztliche Versorgungssituation in ihrer jeweiligen Gemeinde?
Methodik: Im Juni 2013 wurden alle 124 hauptamtlichen Bürgermeister/Innen Sachsen-Anhalts per E-Mail kontaktiert und gebeten, an einer webbasierten Befragung zu den Themen „Versorgungsstrukturen in den Gemeinden“, „Ursachen und Maßnahmen für bzw. gegen regionale Versorgungsprobleme“, „Entwicklung der hausärztlichen Versorgung“ und „Kooperationsstrukturen“ teilzunehmen. Die Ergebnisse wurden deskriptiv ausgewertet.
Ergebnisse: Die Rücklaufquote lag bei 51,6 % (n = 64). Für 87,5 % (n = 56) der Befragten hat die hausärztliche Versorgung einen hohen Stellenwert als Standortfaktor für die Gemeinde. 45,3 % (n = 29) sehen es als ihre Aufgabe an, zur Sicherstellung einer wohnortnahen Versorgung beizutragen. 40,8 % (n = 20, Mehrfachantworten) der Bürgermeister/Innen waren jedoch der Meinung, dass die Infrastruktur der eigenen Gemeinde zu unattraktiv ist, um junge Mediziner für eine Niederlassung zu gewinnen. Für die kommenden 10 Jahre gehen 75,0 % (n = 48) von einer Verschlechterung der Versorgung aus.
Diskussion: Die Bürgermeister/Innen zeigen ein großes Interesse an der zukünftigen Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung, da lokale Defizite wahrgenommen werden. Obgleich bei den Befragten zum Teil Wissenslücken im Bereich der ambulanten hausärztlichen Versorgung bestehen, sollten Kompetenzen und Zuständigkeiten der Kommunen auch im Rahmen ihrer Daseinsvorsorge neu diskutiert werden.
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