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Wo arbeiten die Allgemeinmediziner nach der Facharztanerkennung? Analyse der Datenbank der ÄKWL
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Published: | August 26, 2015 |
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Problem: Vor dem Hintergrund eines abzeichnenden Hausärztemangels, insbesondere im ländlichen Raum identifizierte die vorliegende Studie Faktoren für eine spätere hausärztliche Tätigkeit von Fachärzten für Allgemeinmedizin.
Methode: Retrospektive explorative Analyse der Datenbank der Ärztekammer Westfalen-Lippe zum Verbleib der Absolventen zwölf Monate nach Facharztanerkennung.
Ergebnis: 3.998 Fachärzte für ‚Allgemeinmedizin‘ sowie ‚Innere und Allgemeinmedizin‘ wurden von 1992–2012 in Westfalen-Lippe anerkannt (162 doppelte Abschlüsse ausgenommen). Der Anteil der allgemeinmedizinischen Facharztanerkennungen an allen Facharztanerkennungen lag bei 16% und sank im Untersuchungszeitraum auf unter 10%. Der Anteil der Ärztinnen stieg kontinuierlich von 29 auf 60%. 73% der Absolventen waren zwölf Monate nach Facharztanerkennung ambulant tätig (Frauenanteil 37%). 23% der Hausärzte arbeiteten in der Kleinstadt oder auf dem Land (Frauenanteil 31%). Die mittlere Weiterbildungsdauer (Monate zwischen erster Berufserlaubnis und Facharztanerkennung) der Gesamtstichprobe lag bei 128,78 Monaten (99%CI 125,67–131,88; p=0,002). Das entspricht 10,7 Jahren (Median 103,71 Monate entsprechend 8,6 Jahren). Für eine ambulante Tätigkeit als Hausarzt sprechen eine kurze Weiterbildungsdauer (OR 2,1) und das Absolvieren der Weiterbildung nach der Weiterbildungsordnung von 2005 (OR 1,6). Für die Tätigkeit als ‚Landarzt‘ prädisponieren das männliche Geschlecht, die ländliche Herkunft und das Absolvieren der ambulanten Weiterbildung auf dem Land.
Diskussion: Im Sinne der Nachwuchssicherung – insbesondere im ländlichen Raum – ist eine kurze Weiterbildungsdauer anzustreben. Besonders für Ärztinnen scheint die Landarzttätigkeit zurzeit wenig attraktiv. Eine stärkere Unterstützung von allgemeinmedizinischen Weiterbildungspraxen im kleinstädtischen und ländlichen Raum könnte dem Versorgungsengpass entgegenwirken. Mögliche Einflüsse vom Medizinstudium konnten nicht untersucht werden; Rückschlüsse auf die Zuteilungsverfahren von Medizinstudienplätzen liegen nahe.