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38. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2020)

15.01. - 18.01.2020, Zell am See, Österreich

Kohlenstoffdioxid – vom Mythos zur komplementären Anwendung in der modernen Wundtherapie

Meeting Abstract

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  • H. Ziegenthaler - Moritz Klinik, Bad Klosterlausnitz, Germany

Deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. 38. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2020). Zell am See, Österreich, 15.-18.01.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. DocP11

doi: 10.3205/20dav104, urn:nbn:de:0183-20dav1040

Published: January 13, 2020

© 2020 Ziegenthaler.
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Ziel: In einer spezialisierten Rehabilitation für Brandverletzte besteht die Notwendigkeit sich konsequent, standardisiert sowie interdisziplinär und zeitgemäß mit der Reepithelisierung nach plastisch-rekonstruktiven Eingriffen zu beschäftigen. Die Sicherstellung der erforderlichen Behandlungsoptionen darf weder durch Schmerz noch durch behindernde Verbände oder bewegungslimitierende Epitheldefekte gefährdet werden. Physikalische Methoden sind wie auch innovative Wundauflagen in ihrer Wirksamkeit und klinischer Praktikabilität zu prüfen.

Methodik: Aus der Perspektive der Reha-Medizin werden Wirkstoff, dessen Wirksamkeit sowie klinisch relevante Effekte von Kohlenstoffdioxid als physikalischer Reiz in der Phase der Reepithelisierung bei autologen Hautersatzverfahren nach thermischen Trauma an Fallbeispielen beschrieben. Praktikabilität, Wirkung und Handhabung werden gegenübergestellt.

Ergebnisse: Bei den in der Moritz Klinik jährlich etwa 240 rehabilitierten schwer Brandverletzten sind über 2/3 Männer im erwerbsfähigen Alter und weisen tiefgradige Verbrennungen an Ø 26 % Körperoberfläche auf. Es dominieren häusliche Verletzungen sowie Unfälle durch Flammen, Strom und Chemikalien. Bei ca. 90 Prozent finden sich Spannungsblasen oder Areale in der Reepithelisierungsphase neben mitunter großflächigen Epitheldefekten. Diese Situation erfordert dann ein forciertes Wundmanagement. Neben der Anwendung innovativer Verbandsmaterialien kommen dann physikalische Methoden zur Förderung der Epithelisierung zur Anwendung.

In der traditionellen Applikation als Teil- oder Vollbad ist eine Kohlenstoffdioxid-vermittelte Dilatation des Gefäßdurchschnitts im präkapillären Arteriolenstromgebiet und eine temperaturabhängig bis zu 5-fach höhere lokale Hautdurchblutung sowie eine vegetative Reizbeeinflussung zu verzeichnen. Bei einem CO2-Gehalt von mehr als 500 mg/l im Ganzkörperbad reduziert sich zugleich der periphere Kreislaufwiderstand.

Ein technisch hoher Aufwand und speziell die Vorgaben der Krankenhaushygiene bei Behandlungen an Wunden im Feuchtbereich schränken die Praktikabilität, insbesondere bei multiresistenter Keimbesiedlung, erheblich ein.

Dies erfordert dann alternativer Methoden. Zur trockenen Applikation von Kohlenstoffdioxid wurde bei Brandverletzten das Medical CAT-CO2-Behandlungssystem mit Erfolg eingesetzt.

Das System kam bei Wundsituationen zur Anwendung, bei denen hygienische Erwägungen gegen eine Wasseranwendung sprachen. Es ist kompakt gebaut, auf einem Radsystem mobil und einfach zu handhaben als auch sicher und für die medizinische Anwendung am Patienten zugelassen.

Schlussfolgerungen: In der Rehabilitation nach Brandverletzung ist der Reepithelisierung nach alleinigem Débridement oder kombiniert mit alloplastischen Dermisersatz besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Ein innovatives und interdisziplinär agierendes Wundmanagements kann durch verschiedene physikalische Reizmethoden unterstützt werden.

Systeme, die die Einhaltung von Hygienestandards erleichtern und zugleich den zeitlichen sowie körperlichen Aufwand minimieren, unterstützen die Rehabilitationsroutine.

Dies wäre ein Beitrag zur Schmerzlinderung sowie Verkürzung von Behandlungszeiten und würde zugleich die Teilhabe des Brandverletzten fördern. Die damit verbundenen Initiativen müssen wirtschaftliche Aspekte berücksichtigen.