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38. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2020)

15.01. - 18.01.2020, Zell am See, Österreich

Anwendung von NEVELIA Bi-Layer Matrix am Rücken einer 28-jährigen Patientin nach Brand in einem Ultraleichtflugzeug

Meeting Abstract

  • B. Langner - Klinik für Plastische Chirurgie, Handchirurgie, Intensiveinheit für Schwerbrandverletzte, Universitätsklinikum Schleswig Holstein, Campus Lübeck, Lübeck, Germany
  • S. Rautenbach - Klinik für Plastische Chirurgie, Handchirurgie, Intensiveinheit für Schwerbrandverletzte, Universitätsklinikum Schleswig Holstein, Campus Lübeck, Lübeck, Germany
  • P. Mailänder - Klinik für Plastische Chirurgie, Handchirurgie, Intensiveinheit für Schwerbrandverletzte, Universitätsklinikum Schleswig Holstein, Campus Lübeck, Lübeck, Germany

Deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. 38. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2020). Zell am See, Österreich, 15.-18.01.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. DocP05

doi: 10.3205/20dav098, urn:nbn:de:0183-20dav0981

Published: January 13, 2020

© 2020 Langner et al.
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Text

Einleitung: Großflächige Brandverletzungen stellen ein Problem in der Defektdeckung bei Schwerbrandverletzten dar. Steht zum Zeitpunkt der Defektdeckung nicht genug autologes Gewebe zur Verfügung, kann ein sogenannter Dermisersatz Anwendung finden. Dieser regt die Wundheilung an und weist nach Einheilung histologisch Ähnlichkeiten zur Dermis auf [1], [2].

Dazu gehört NEVELIA® Bi-Layer Matrix. Diese besteht aus einer Kollagenmatrix aus Rinderkollagen mit aufliegender Pseudoepidermis aus einer Silikonschicht. Nach Nekrektomie der tiefgradigen Brandverletzungen wird diese auf den Wundgrund fixiert. Nach 2-3 Wochen soll diese vaskularisiert sein und damit eine autologe Neodermis darstellen [1]. Anschließend wird die Pseudoepidermis in einem zweiten Eingriff entfernt und mit Spalthaut gedeckt [3].

Im folgenden Fallbericht wird über die Anwendung des Medizinproduktes NEVELIA® Bi-Layer Matrix berichtet.

Fallbericht: NEVELIA® Bi-Layer Matrix fand in unserer Klinik Anwendung bei einer 28-jährigen Patientin ohne Vorerkrankungen oder Allergien. Diese erlitt Brandverletzungen 3. Grades am gesamten Rücken und beiden Armen zirkulär, sowie Grad 2b Brandverletzungen am Abdomen, Mamma/Thorax und gluteal links an insgesamt 40% Körperoberfläche während eines Fluges im Ultraleichtflugzeug. Das Flugzeug geriet kurz nach dem Start in Brand. Der Pilot konnte das Flugzeug sicher landen und war nur leicht verletzt. Die Patientin wurde auf unsere Intensiveinheit fur Schwerbrandverletzte verlegt. Nach Aufnahme über das Verbrennungsbad erfolgte umgehend die Tracheotomie sowie die Escharotomie an Armen und Flanken und die Aufnahme auf unsere Intensivstation.

Die Brandverletzungen 3. Grades an Armen und Rücken wurden einen Tag später epifaszial nekrektomiert und temporär mit synthetischem Hautersatz gedeckt. Drei Tage später erfolgte dann die Defektdeckung der Arme mit 0,2 mm dicker Spalthaut der Ober- und Unterschenkel. Der Rücken wurde mit NEVELIA® Bi-Layer Matrix gedeckt und mit Klammernähten fixiert. Zusätzlich wurde ein Vakuumverband an den Armen und am Rücken mit einem Sog von 140 mmHg angelegt, welcher nach fünf Tagen entfernt wurde. Nach drei Wochen erfolgte am Rücken die Entfernung der Pseudoepidermis. Dabei zeigte sich 80% der Kollagenmatrix am Wundgrund adhärent. Auf die Kollagenmatrix wurde 0,2 mm dicke Spalthaut (1:3 Mesh) von beiden Ober- und Unterschenkeln transplantiert. Zusätzlich wurde ein Vakuumverband mit 120 mmHg Sog angelegt. Dieser wurde fünf Tage später entfernt. Die Spalthaut zeigte sich bis auf wenige kleine Areale adhärent. Der weitere Heilungsverlauf am Rücken gestaltete sich komplikationslos. Unter Granulation kleiner Restdefekte erfolgte eine komplette Wundheilung und die Patientin konnte in die Anschlussheilrehabilitation entlassen werden.

Schlussfolgerung: NEVELIA® Bi-Layer Matrix scheint eine gute Möglichkeit der temporären Defektdeckung bei großflächigen Brandverletzungen zu sein. Aufgrund des zweizeitigen Vorgehens stehen bereits genutzte Spalthautentnahmestellen zum Zeitpunkt der Pseudoepidermisentfernung zur erneuten Entnahme zur Verfügung. Möglicherweise stellt die histologische Ähnlichkeit der vaskularisierten Kollagenmatrix zur Dermis einen Vorteil hinsichtlich der Stabilität, Eigenschaften der Narbe und Ausgleich des Konturdefektes dar. Dies könnte vor allem an Belastungszonen wichtig sein. Die Handhabung dieses Dermisersatzes gestaltet sich unkompliziert [4]. Die Entfernung der Pseudoepidermis gelingt problemlos, wenn die Kollagenmatrix am Wundgrund vollständig adhärent ist. Um eine hohe Anheilungsrate der Kollagenmatrix zu erreichen, muss der Dermisersatz passgenau und komplett anliegen. Zudem ist die mechanische Reizung bis zur Einheilung zu vermeiden [3].


Literatur

1.
De Angelis B, Orlandi F, Lopes Morais D’Autilio MF, Scioli MG, Orlandi A, Cervelli V, Gentile P. Long-term follow-up comparison of two different bi-layer dermal substitutes in tissue regeneration: Clinical outcomes and histological findings. Int Wound J. 2018;15(5):695-706.
2.
Shahrokhi S, Arno A, Jeschke MG. The Use of Dermal Substitutes in Burn Surgery: Acute Phase. Wound Repair Regen. 2014;22(1):14-22.
3.
TRICONmed GmbH. NEVELIA BI-Layer Matrix. [Zugriff am 02.10.2019]. Verfügbar unter: https://www.triconmed.de/produkte/nevelia.html External link
4.
Yiitba H, Yavuz E, Beken Özdemir E, Önen Ö, Pençe HH, Meriç S, Çelik A, Çelebi F, Yasti AC, Sapmaz T, Zilan A, Turan M. Our experience with dermal substitute Nevelia® in the treatment of severely burned patients. Ulus Travma Acil Cerrahi Derg. 2019;25(5):520-6.