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38. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2020)

15.01. - 18.01.2020, Zell am See, Österreich

Alkohol, Rock’n’Roll und Verbrennungsverletzungen – eine fatale Kombination

Meeting Abstract

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  • T. Jaehn - Klinik für Plastische, Wiederherstellende und Handchirurgie, Zentrum für Schwerbrandverletzte, Klinikum Nürnberg Süd, Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Nürnberg, Germany
  • Edo A. Marti - Klinik für Plastische, Wiederherstellende und Handchirurgie, Zentrum für Schwerbrandverletzte, Klinikum Nürnberg Süd, Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Nürnberg, Germany
  • B. Reichert - Klinik für Plastische, Wiederherstellende und Handchirurgie, Zentrum für Schwerbrandverletzte, Klinikum Nürnberg Süd, Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Nürnberg, Germany

Deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. 38. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2020). Zell am See, Österreich, 15.-18.01.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc12.07

doi: 10.3205/20dav091, urn:nbn:de:0183-20dav0912

Published: January 13, 2020

© 2020 Jaehn et al.
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Hintergrund: Jährlich wiederkehrend ereignen sich zahlreiche, mitunter schwere Verbrennungsverletzungen zumeist junger Besucher des Rockfestivals Rock im Park® in Nürnberg, welche auf unserer Intensivstation für Schwerbrandverletzte behandelt werden müssen. Wir analysierten diese Unfälle retrospektiv und möchten einen typischen Unfallmechanismus und den weiteren Verlauf anhand eines klinischen Beispiels anschaulich darstellen.

Methode: Retrospektive Analyse der in den Jahren 2008 bis 2018 auf unserer Intensivstation für Schwerbrandverletzte behandelten Patienten, welche im Zuge des Festivals Rock im Park® zum Teil tiefdermale Verbrennungsverletzungen erlitten hatten.

Ergebnisse: In den Jahren 2008 bis 2018 behandelten wir insgesamt 7 Patienten (6 männlich, 1 weiblich) auf unserer Intensivstation für Schwerbrandverletzte, welche sich als Besucher des Festivals Rock im Park® zumeist unter Alkoholeinfluss zum Teil tiefdermale Verbrennungsverletzungen zugezogen hatten. Die Verunfallten waren zwischen 16 und 27 Jahre alt (Mittelwert 21,1 Jahre). Als Unfallursache kam es in vier Fällen zu den Verbrennungsverletzungen durch die Explosion einer Gaskartusche, in drei Fällen kam es zu einer Verpuffung beim Grillen. Insgesamt waren zwischen 2 und 16% vKOF betroffen (Mittelwert 11% vKOF), davon waren durchschnittlich 6% vKOF 2a-gradig und 1,3% vKOF 2b-gradig verbrannt. Drittgradige Verbrennungsverletzungen lagen in keinem der Fälle vor. Der durchschnittliche ABSI-Score betrug 3,3. Im Mittel wurden 1,4 Operationen durchgeführt. Hinsichtlich der Verweildauer mussten die Patienten durchschnittlich 8,4 Tage insgesamt im Krankenhaus verbringen, davon im Mittel 4,6 Tage auf unserer Intensivstation für Schwerbrandverletzte und im Mittel 4 Tage auf unserer plastisch-chirurgischen Normalstation.

Schlussfolgerung: Bei den im Rahmen von Unfällen auf dem Festivalgelände des Festivals Rock im Park® in Nürnberg entstehenden Verbrennungsverletzungen, welche einer Behandlung auf unserer Intensivstation für Schwerbrandverletzte bedürfen, handelt es sich um seltene, nicht lebensbedrohliche Unfälle, insbesondere gemessen an der Zahl der Gesamtbesucher dieses Festivals von etwa 70-80000. Betroffen sind insbesondere junge Männer, die sich zum Zeitpunkt des Unfalls zumeist unter Alkoholeinfluss in der Nähe eines Campingkochers oder Grills befanden. Hinsichtlich der Flächenausdehnung lagen überschaubare 2a-und 2b-gradige Verbrennungsverletzungen vor, welche nur in seltenen Fällen eine klassische Operation (tangentiale Nekrosektomie und Spalthauttransplantation) benötigten und die mit einem relativ kurzdauernden Krankenhausaufenthalt von etwa einer Woche assoziiert waren.