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Forschungsvorhaben psychosozialer und psychotherapeutischer Unterstützungsbedarf nach schweren thermischen Verletzungen von Betroffenen und ihren Angehörigen
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Published: | January 13, 2020 |
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In dem Vortrag wird das Promotionsvorhabens, das 2019 mit dem Cicatrix-Studienpreis ausgezeichnet worden ist, vorgestellt.
CICATRIX e.V., Gemeinschaft für Menschen mit Verbrennungen und Narben, unterstützt mit dem Studienpreis ein Forschungsvorhaben, in dem Interviews mit Betroffenen schwerer thermischer Verletzungen und ihren Angehörigen durchgeführt werden. Die Promovendin verfügt über mehrjährige Erfahrung in der psychotraumatologischen Betreuung Schwerbrandverletzter und ihrer Angehörigen.
Anlass der Arbeit ist die wiederholt thematisierte große Lücke zwischen dem hohen und langfristigen Unterstützungsbedarf von Schwerbrandverletzten und ihren Angehörigen einerseits und dem bislang geringen nichtmedizinischem Angebot für diese Zielgruppe andererseits.
Ziel der Arbeit ist es, ein fachliches Problembewusstsein für das Ausmaß und die Spezifik der verletzungsbedingten Bedürfnisse von Schwerbrandverletzten und ihrer Angehörigen zu schaffen. Es sollen Konzepte und Begrifflichkeiten für die psychosozialen Problemlagen und Bedürfnisse von Betroffenen und ihren Angehörigen entwickelt werden.
Das Vorgehen beruht auf dem Ansatz der subjektwissenschaftlichen Psychologie, nach welchem die Möglichkeit, dass Betroffene ihr Erleben artikulieren können, von hoher Relevanz für die Bildung und Entwicklung neuer fachlicher Wissensbestände bzw. deren Weiterentwicklung ist.
Das Überleben von schweren und schwersten Brandverletzungen ist eine medizinische Errungenschaft der letzten drei bis vier Jahrzehnte. In gewisser Weise betreten Überlebende von Schwerbrandverletzungen bei ihrem Heilungsverlauf psychosoziales Neuland. Anders als bei den tradierten Volkskrankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes oder auch Krebserkrankungen können die Überlebenden schwerer Brandverletzungen und ihre Angehörigen nicht auf ein überliefertes und weit verbreitetes Krankheits- und Bewältigungswissen zurückgreifen. Für sie gibt es bisher zu wenig Orientierungspunkte und nichtmedizinische Unterstützung. Das Verletzungsbild und die Erfahrungswelten Betroffener sind zum Teil weit von dem normalen Erfahrungsbereich der allgemeinen Bevölkerung als auch von dem Ausbildungshintergrund vieler psychosozialer Berufe entfernt.
Eine bewährte Methode bei der Erforschung neuer psychosozialer Themenfelder ist die sozialwissenschaftliche Forschungsmethodik der feldbasierten Theoriebildung (Grounded Theory).
Auf der Datenbasis von Interviews werden mit dieser Methode differenziert krankheitsspezifische Begriffe und Kategorien gebildet. Das Ergebnis der Arbeit soll eine feldspezifische Theoriebildung sein, auf deren Basis bedarfsgerechte und zielgruppenspezifische psychosoziale und psychotherapeutische Unterstützungsangebote entwickelt werden können.