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38. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2020)

15.01. - 18.01.2020, Zell am See, Österreich

Stromverletzungen: Update Algorithmus und EKG Re-Evaluation

Meeting Abstract

  • Konstantin D. Bergmeister - Klinische Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie, Universitätsklinikum St. Pölten, St. Pölten, Austria
  • Martin Aman - Klinische Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie, Universitätsklinikum St. Pölten, St. Pölten, Austria
  • Johannes Horter - Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Schwerbrandverletztenzentrum, BG-Klinik Ludwigshafen, Ludwigshafen, Germany; Hand und Plastische Chirurgie, Universität Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • Clara Zanon - Klinische Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie, Universitätsklinikum St. Pölten, St. Pölten, Austria
  • Ulrich Kneser - Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Schwerbrandverletztenzentrum, BG-Klinik Ludwigshafen, Ludwigshafen, Germany; Hand und Plastische Chirurgie, Universität Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • Alexandra Warenits - Universitätsklinik für Notfallmedizin, Medizinische Universität Wien, Wien, Austria
  • Klaus Schrögendorfer - Klinische Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie, Universitätsklinikum St. Pölten, St. Pölten, Austria

Deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. 38. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2020). Zell am See, Österreich, 15.-18.01.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc7.01

doi: 10.3205/20dav042, urn:nbn:de:0183-20dav0423

Published: January 13, 2020

© 2020 Bergmeister et al.
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Text

Einleitung: Stromunfälle beschreiben Kontaktereignisse mit elektrischem Strom im Niederspannungs- (bis 1000 Volt) oder Hochspannungsbereich (über 1000 Volt), als Folge von Privat- oder Arbeitsunfällen. Bedingt durch die Art und Dauer des Stromkontakts können verschiedenste Verletzungen resultieren, die von keinen bis zu schwersten Krankheitsfolgen variieren. Basierend auf der aktuell verfügbaren Literatur stellten wir im Vorjahr einen Diagnostik- und Therapie-Algorithmus für die beiden Entitäten vor. Diesen haben wir basierend auf aktuellen Auswertungen von Patientendaten aktualisiert.

Methodik: Es erfolgte initial eine Literatursuche in den Wissenschaftsdatenbanken Pubmed, Google Scholar, Scopus sowie der einschlägigen Fachliteratur auf Deutsch und Englisch. Ziel der Suche waren Daten zur Epidemiologie und Mortalität, sowie Diagnostik- und Therapiestandards der Stromverletzung im Niederspannungs- (bis 1000 Volt) oder Hochspannungsbereich (über 1000 Volt). Bezüglich der kardialen Folgen erfolgte die erweiterte Suche in der kardiologischen Literatur um Risikofaktoren bei primär unauffälligen Niederstromverletzungen zu identifizieren. Des Weiteren wurden Patientendaten von 2 Zentren ausgewertet, um das tatsächliche Risiko für kardiale Ereignisse von asymptomatischen Patienten zu evaluieren.

Resultate: Insgesamt existieren kaum wissenschaftlich erhobene Daten zur Häufigkeit von Stromverletzungen oder fundierte evidenz-basierte Richtlinien zur Diagnostik und Therapie. In den meisten Studien wurde aufgrund der vermuteten Gefahr letaler Herzrhythmusstörungen auch bei Niedrigstromverletzungen die ärztliche Vorstellung und kardiale Abklärung mittels EKG und Labor-Diagnostik empfohlen. In unserer aktuellen Erhebung von Patientendaten sehen wir dahingehen ein geringes Risiko für asymptomatische Patienten, sodass diese eventuell nicht essenziell für 24h überwachten werden müssen. Bei Niederstromverletzungen inklusive kardialer Ereignisse oder Risikofaktoren wie Verbrennungen oder neurologischen Symptomen wird eine 24-stündige intensivmedizinische Überwachung empfohlen. Im Rahmen von Hochspannungsereignissen sollte die Therapie in einem Verbrennungszentrum erfolgen.

Diskussion: Insgesamt ist die Datenlage für Stromverletzungen unzureichend wissenschaftlich aufgearbeitet und Empfehlungen für Diagnostik und Therapie basieren zumeist nur auf einem Expertenkonsensus. Während für die Hochspannungsunfälle gängige Standards der Verbrennungsmedizin auch in Hinblick auf intensivmedizinische Überwachung etabliert sind, wird in der Literatur die Dauer der Überwachung bei Niederstromverletzungen kontrovers diskutiert. Basierend auf dieser Literatur stellten wir einen Diagnostik und Therapiealgorithmus vor, welchen wir aktuell mit neuen Patientendaten überarbeiten konnten.