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38. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2020)

15.01. - 18.01.2020, Zell am See, Österreich

Gestern, Heute, Morgen: SkinDot und die Zukunft der Hauttransplantation

Meeting Abstract

  • C. Ottomann - Zentrum für Schwerbrandverletzte mit Plastischer Chirurgie, Unfallkrankenhaus Berlin, Berlin, Germany
  • G. Buntrock - Zentrum für Schwerbrandverletzte mit Plastischer Chirurgie, Unfallkrankenhaus Berlin, Berlin, Germany
  • K. Gatz - Zentrum für Schwerbrandverletzte mit Plastischer Chirurgie, Unfallkrankenhaus Berlin, Berlin, Germany
  • B. Hartmann - Zentrum für Schwerbrandverletzte mit Plastischer Chirurgie, Unfallkrankenhaus Berlin, Berlin, Germany

Deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. 38. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2020). Zell am See, Österreich, 15.-18.01.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc7.00

doi: 10.3205/20dav041, urn:nbn:de:0183-20dav0410

Published: January 13, 2020

© 2020 Ottomann et al.
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Text

Hintergrund: Auf die Reverdinsche Transplantationsmethode aufbauend, bei der konkave Hautinseln mit epidermalen und dermalen Anteilen transplantiert werden, beschrieb JS. Davis bereits 1910 die Transplantation multipler 2-5 mm großer Vollhautinseln. Dieses über 100 Jahre alte Verfahren weiter modifizierend entwickelt die universitäre Ausgründung SkinDot der medizinischen Universität zu Lübeck seit 2011 eine Miniaturisierung und Automatisierung der Davisschen Transplantationsmethode. In dem Vortrag wird die Wirksamkeit des Vollhautinsel Transplantationsverfahren an zwei Patienten dargestellt. Die Transplantation einzelner 2-3 mm Vollhautinseln resultiert in einem Vollhautäquivalent ohne limitiertes Spenderareal und in einer reduzierten Spendermorbidität. Darüber hinaus spannt der Vortrag einen Bogen von den Anfängen bis zur Zukunft der Hauttransplantation.

Methoden: Auch 40 Jahre nach Rheinwald und Green sind keine differenzierten Hautzell-Konstrukte verfügbar, da die Haut als Organ mit der konsekutiven Zell-zu-Zell Kommunikation völlig unterschätzt wurde. Einen anderen Ansatz als die Zellkultivierung im Labor stellen Verfahren dar, bei denen die Vollhautentnahme weiter miniaturisiert wird. Inspiriert von der Transplantationsmethode des Franzosen Jaques-Louis Reverdins aus dem Jahr 1869 beschrieb JS Davis, der Vater und Pionier der amerikanischen Plastischen Chirurgie, eine neue Vollhauttransplantationsmethode namens "The small Deep Graft". Davis transplantierte erfolgreich - aber sehr zeitaufwendig – Millimeter große Hautinseln einzeln auf die Wunde. Aufgrund der fehlenden technischen Möglichkeiten Anfang des 21. Jahrhunderts diese Technik durch ein entsprechende Automatisierung wesentlich zu beschleunigen, wählte Davis einen Abstand von bis zu 0,5 cm zwischen den einzelnen Vollhautinseln, wodurch ein kosmetisch sehr ungünstiges Vollhautäquivalent resultierte. Die Arbeiten von Reverdin und Davis im Hinterkopf entwickelt die interdisziplinäre universitäre Forschungsgruppe SkinDot an der medizinischen Universität zu Lübeck verschiedene Devices, die eine automatisierte Transplantation von 1-2 mm großen Vollhautinseln ermöglicht. Erstmals werden die histologischen Ergebnisse des neuen SkinDot-Verfahren vorgestellt.

Resultate: Durch das neue Verfahren resultiert ein Vollhautäquivalent, das sich gegenüber bisherigen Transplantationsverfahren nicht nur durch eine verbesserte Qualität und Funktionalität der transplantierten Haut auszeichnet, sondern durch das Vollhaut großflächig transplantiert werden kann. Zusammenfassend stellt diese neue Technik ein neues Verfahren zum großflächigen autologen und sofortigen intraoperativen Wundverschluss dar. Die Entwicklung eines neuen Transplantationsverfahrens ist langfristig und aufwendig, insbesondere Rückschritte dürfen nicht entmutigen. Nach über acht Jahre Forschung konnten wir einen Prototypen realisieren, der eine neue Hauttransplantationsmethode mittels multipler Punchbiopsien im Sinne einer Miniaturisierung der Technik nach Reverdin und Davis ermöglicht. Die neue SkinDot Methode hat das Potential, etablierte Hauttransplantationsverfahren zu ersetzen.

Konklusion: Aufgrund der ermutigenden Ergebnisse mit annähernd 100% Take Rate und der Vorteile der Vollhauttransplantation ohne limitiertes Spenderareal und deutlich niedrigeren Spendermorbidität soll das Verfahren weiter klinisch evaluiert werden. Inwieweit verschiedene Hautschichten in die Lücken zwischen den transplantierten Vollhautinseln konfluieren, wird erstmals anhand der histologischen Ergebnisse dargestellt.