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Auswirkung von enzymatischem Debridement an Verbrennungen großflächiger Tätowierungen der Haut
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Published: | January 8, 2019 |
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In Deutschland tragen 8,5% der Bevölkerung Tätowierungen an der Haut. In der Altersgruppe von 14–44 Jahren liegt die Prävalenz sogar bei 15%. Da diese Altersgruppe auch besonders häufig von schweren Brandverletzungen betroffen ist, stellen großflächige, tiefreichende Verbrennungen an tätowierter Haut eine häufige Herausforderung für Verbrennungsmediziner dar. Insbesondere an der oberen Extremität, die sich im Besonderen für die Anwendung eines Bromelain-basierten enzymatischen Debridements eignet, befinden sich oftmals Tätowierungen. Dies wirft die Frage nach den Auswirkungen der enzymatischen Therapie auf die Tätowierungen auf. Im Gegensatz zu der weitreichend untersuchten Effektivität des Debridements, wurde dieser ästhetische Aspekt im Outcome bei Vorliegen von Tätowierungen bisher noch nicht berücksichtigt.
Case report: Ein gesunder 29-jähriger Mann zog sich bei einer Gasverpuffung Verbrennungen über 35% vKOF zu. An den beidseits zirkulär 2a-b° verbrannten Armen und Händen imponierten ausgedehnte Tätowierungen über 10% der KOF. Bereits in Schockraumversorgung erfolgte nach Wundreinigung und Abtragung der Verbrennungsblasen die primäre Behandlung beider oberer Extremitäten mittels Nexobrid. Hierdurch konnte die bei konservativer Therapie sonst notwendige chirurgische Escharotomie vermieden werden. Das sich anschließende Wundgrundassessment zeigte sich trotz bereits sichtbarem Pigmentverlust der Tätowierungen erschwert. Bei überwiegend feinem, punktuellem Blutungsmuster wurde ein konservatives Wundmanagement durch zweitätige Fettgazeverbände eingeleitet und bis zur Reepithelisierung fortgeführt. 4 Wochen nach komplikationsloser Wundtherapie imponierte eine Reepithelialsierung >95% bei zunehmendem visuellen Verlust der Tätowierungen. In einer follow-up Untersuchung drei Monate nach enzymatischem Debridement zeigte sich eine vollständige Heilung der zirkulären Verbrennungen ohne relevante Narbenbildung, jedoch auch ein weitgehender Verlust der Tätowierungen.
Der vorliegende Fall demonstriert die Auswirkungen von enzymatischem Debridement auf Verbrennungen an tätowierten Hautarealen. Besonders in den tiefgradig betroffenen Wunden kann auch durch das minimal-invasive enzymatische Debridement die Entfernung des Großteils der Farbpigmente der Tätowierungen nicht vermieden werden. Sonstige unerwünschte Reaktionen wie die dermale Ablagerung der gelösten Farbpigmente oder ein Verschmieren der Tätowierungen wurden nicht beobachtet. Das ästhetische Outcome in Hinblick auf die Tätowierungen ist jedoch schwer abzuschätzen und sollte, bei einer elektiven Anwendung von Nexobrid in der Aufklärung berücksichtigt werden. Zudem erschwert das Vorliegen von Tätowierungen das initiale sowie das postprozedurale Wundassessment in der Behandlung von 2b° Verbrennungswunden mit enzymatischem Debridement.