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37. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2019)

09.01. - 12.01.2019, Schladming, Österreich

Therapeutisches Drug Monitoring von Antiinfektiva in der Schwerbrandverletztenintensivmedizin

Meeting Abstract

  • J. Horter - BG Klinik, Ludwigshafen, Deutschland
  • B. Bliesener - BG Klinik, Ludwigshafen, Deutschland
  • B. Ziegler - BG Klinik, Ludwigshafen, Deutschland
  • C. Hirche - BG Klinik, Ludwigshafen, Deutschland
  • U. Kneser - BG Klinik, Ludwigshafen, Deutschland

Deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. 37. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2019). Schladming, Österreich, 09.-12.01.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc39

doi: 10.3205/19dav39, urn:nbn:de:0183-19dav398

Published: January 8, 2019

© 2019 Horter et al.
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Text

Einleitung: Ein therapeutisches Drug Monitoring (TDM) ermöglicht die Bestimmung der Arzneimittelkonzentration in unterschiedlichen Körperflüssigkeiten und – unter Hinzuziehung klinischer und patientenspezifischer Parameter – die Simulation von Konzentrations-/Zeitprofilen. Hieraus lassen sich bei Berücksichtigung pharmakokinetischer Aspekte der Therapiesubstanzen spezielle Dosierungsempfehlungen zur Optimierung der Wirksamkeit bei gleichzeitiger Reduktion von unerwünschten Nebenwirkungen ableiten. Für Aminoglykoside ist ein TDM in der Intensivmedizin bereits seit längerem in der klinischen Routine eingeführt.

Die Beurteilung über ein TDM bekommt besonders im intensivmedizinischen Setting eine Rolle, wenn unter Standarddosierung von Antiinfektiva eine klinische Besserung ausbleibt, Verdacht auf Intoxikationen oder fragliche Arzneimittelinteraktionen bestehen, und insbesondere veränderte Organfunktionen die Metabolisierung und Elimination von Antiinfektiva beeinflussen. Störungen der Makro- und Mikrozirkulation, Endorgandysfunktion, ein capillary leak-Syndrom und Störungen der Plasmaproteinbindung sind besonders im Patientengut der Schwerbrandverletzten häufig anzutreffen. Bei Patienten in Sepsis und septischem Schock besteht ein hoher Impact für die korrekte Auswahl und Zeitpunkt der Gabe eines Antiinfektivum, demgegenüber wirkt die in diesem Patientenklientel häufig anzutreffende veränderte Pharmakokinetik adäquaten Wirkstoffspiegeln der Antiinfektiva entgegen.

Methodik: Entsprechend aktueller Leitlinienempfehlung haben wir ein Antiinfektiva-TDM am Schwerbrandverletztenzentrum der Klinik eingeführt, das insbesondere für häufig kalkuliert eingesetzte Betalaktam-Antibiotika (Penicilline, Cephalosporine, Carbapeneme), Chinolone, Reserveantibiotika wie Linezolid und Antimykotika etabliert ist. Begleitet wird dieses Monitoring durch ein engmaschiges Konzept der mikrobiologischen Fallbesprechung und Surveillance auf der Schwerbrandverletztenintensivstation, die die Notwendigkeit abgestimmter und patientenindividualisierter Dosierungsstrategien mit Infektiologen und Mikrobiologen verdeutlichen.

Ergebnisse und Diskussion: Bereits bei den ersten Patienten mit Verbrennungstrauma oder verbrennungsähnlichen Oberflächendefekten, bei denen das TDM für Antiinfektiva eingesetzt wurde, konnten relevante Entscheidungen für Änderungen des individuellen Therapieregimes ermittelt werden. Ein TDM ist damit essentieller Bestandteil moderner Antiinfektiva-Therapie und zur Sicherstellung therapeutischer Konzentrationen sowie zur Vermeidung von Therapieversagen oder Resistenzbildungen unersetzlich. Erste Erfahrungen weisen darauf hin, dass der Aufwand für Etablierung und die Diagnostik in einer sinnvollen Kosten-Nutzen-Relation stehen.