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37. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2019)

09.01. - 12.01.2019, Schladming, Österreich

Fallvorstellung eines 47-jährigen Schwerbrandverletzten 64% KOF mit gebrochenem Herzen „Broken Heart Syndrom“

Meeting Abstract

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  • J. Rubenbauer - Klinik Bogenhausen, Klinik für Plastische, Rekonstruktive, Hand- und Verbrennungschirurgie, München, Deutschland
  • M. Ninkovic - Klinik Bogenhausen, Klinik für Plastische, Rekonstruktive, Hand- und Verbrennungschirurgie, München, Deutschland

Deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. 37. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2019). Schladming, Österreich, 09.-12.01.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc25

doi: 10.3205/19dav25, urn:nbn:de:0183-19dav256

Published: January 8, 2019

© 2019 Rubenbauer et al.
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Ein 47-jähriger Schwerbrandverletzter wird vom Rettungsdienst intubiert und beatmet unter Analgosedierung zuverlegt. Der Patient wurde in den frühen Morgenstunden im Schlaf von seiner Lebensgefährtin mit heißem Wasser übergossen. Er zog sich Verbrühungen Grad 2-3 von 64% Körperoberfläche zu. Nach zügiger Extubation am Tag nach dem Ereignis zeigte der Patient weder klinische noch labortechnische Auffälligkeiten.

Am Abend des vierten Tages nach dem Unfall zeigten sich bei dem Patienten rapid zunehmende Zeichen einer Zentralisierung, Nierenversagen, dann ein zunehmendes Lungenversagen, was am frühen Morgen des Folgetages eine Notfallintubation notwendig machte. Kurz darauf sprang der Patient ins Kammerflimmern und musste mechanisch reanimiert werden. Für ungefähr eine Stunde konnte der pO2 nicht über 10 mmHg gebracht werden. Bei Verdacht auf eine Lungenembolie wurde ein Herzecho durchgeführt, welches eine hochgradige Einschränkung der linksventrikulären Pumpfunktion zeigte. Nach Stabilisierung des Patienten mit negativer Bilanzierung durch Nierenersatztherapie wurde am Nachmittag eine Herzkatheteruntersuchung durchgeführt, die keine Veränderungen den Koronarien zeigte, Verdachtsdiagnose war eine septische Kardiomyopathie mit einer Auswurffraktion von 10%. Postinterventionell entwickelte der Patient eine kreislaufrelevante Tachyarryhtmia absoluta, die wir mit einer Kardioversion und Amiodaron behandelten.

In der Folge entwickelte der Patient eine Bradykardie bis zur Asystolie, mit primär erfolgreicher CPR über zehn Minuten. Der Patient konnte unter der Gabe von 18 mg Katecholamine pro Stunde auf die Intensivstation rückverlegt werden. Dort verstarb er drei Stunden später im Multiorganversagen.

Bei der Fallbesprechung mit unseren Kardiologen wurde der Verdacht auf eine Tako-Tsubo-Kardiomyopathie ICD-10 I42.8 geäußert. Diese wurde erstmals im Jahre 1990 in Japan beschrieben. Der Name bedeutet übersetzt „Oktopus Krug“. Der Begriff wurde eingeführt, da das linke Herz bei einer Ventrikulographie die Form eines Tonkruges zeigt, in welchem nach einer japanischen Fischertradition Oktopusse gefangen werden. Diese in der Regel reversible Kardiomyopathie ohne Koronarstenosen tritt vornehmlich bei postmenopausalen Frauen auf, die Prävalenz wird auf 1:36000 geschätzt. Ein gehäuftes Vorkommen als Stress-Kardiomyopathie ist nach Naturkatastrophen zu beobachten. Die Diagnostik besteht in einem Herzecho, einer Koronarangiografie und einer Links-Ventrikulografie. Die Therapie ist symptomatisch, in schweren Fällen sollte an herunterstützende Maßnahmen (z.B. ECMO oder LVAD) gedacht werden.

Im vorliegenden Fall handelte es sich um eine sehr ausgeprägte Form des beschriebenen Krankheitsbildes, welches mit den zur Verfügung stehenden Mitteln nicht zu beherrschen war.