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37. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2019)

09.01. - 12.01.2019, Schladming, Österreich

Die Stromverbrennung: Eine retrospektive Single-Center Studie an der MeduniWien/AKH Wien

Meeting Abstract

  • L. Harpain - Medizinische Universität, Wien, Österreich
  • N. Sternat - Medizinische Universität, Wien, Österreich
  • I. Franke - Medizinische Universität, Wien, Österreich
  • S. Stievano - Medizinische Universität, Wien, Österreich
  • A. Waldmann - Medizinische Universität, Wien, Österreich
  • S. Hacker - Medizinische Universität, Wien, Österreich
  • I. A. Ederer - Medizinische Universität, Wien, Österreich
  • B. Schäfer - Medizinische Universität, Wien, Österreich
  • G. Ihra - Medizinische Universität, Wien, Österreich
  • T. Rath - Medizinische Universität, Wien, Österreich
  • C. Radtke - Medizinische Universität, Wien, Österreich
  • R. Pauzenberger - Medizinische Universität, Wien, Österreich

Deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. 37. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2019). Schladming, Österreich, 09.-12.01.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc03

doi: 10.3205/19dav03, urn:nbn:de:0183-19dav036

Published: January 8, 2019

© 2019 Harpain et al.
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Text

Hintergrund: Verletzungen durch elektrischen Strom sind mit einem Anteil von weniger als 10% an den thermischen Verletzungen selten, bedürfen aber aufgrund des komplexen Verletzungsmusters und der möglichen Beteiligung fast aller Organsysteme einer gesonderten Betrachtung mit spezifischen, interdisziplinären Behandlungskonzepten. Neben großen körperlichen und psychischen Belastungen für die Betroffenen selbst, verursachen Stromverletzungen durch lange Aufenthalte, wiederholte Operationen und langfristige Nachbetreuung einen hohen Aufwand im Gesundheitssystem.

Methoden: Alle zwischen den Jahren 1994 und 2014 wegen Stromverletzungen operativ versorgten Patientinnen und Patienten der Intensivstation für Schwerbrandverletzte des AKH Wien wurden mithilfe der Operationsregister identifiziert und es wurde eine anonymisierte Datenbank erstellt. Die gesammelten Daten wurden mit dem Ziel einer epidemiologischen Charakterisierung des Patientenkollektivs ausgewertet und nach der verletzenden Stromstärke in zwei Gruppen (Hochvolt, Niedervolt) eingeteilt. Diese Gruppen wurden auf signifikante Differenzen bezüglich der Verletzungen und der klinischen Versorgung untersucht.

Ergebnisse: Die 80 Patientinnen und Patienten mit Stromverletzung (8% aller Verbrennungen) präsentierten ein junges (32,2 Jahre), vorwiegend männliches (97%) Patientenkollektiv. Arbeitsunfälle stellten mit 55% aller Verletzungen die häufigste Ursache dar, gefolgt von Zugsurfern mit 17%. Die Gruppe der Hochvolt-Verletzungen (61/80 Pat.) zeigte ein signifikant höheres Verletzungsausmaß (35% TBSA vs. 11% TBSA; p=0,000), signifikant längere Aufenthaltszeiten (38,1d vs. 11,4d; p=0,000) und eine signifikant höhere Rate an Operationen (3,6 OPs vs. 1,6 OPs; p=0,000). Bei 59% aller Verletzten wurde mindestens eine Fasziotomie durchgeführt, bei 25% wurde eine Amputation nötig. In der Gruppe der Hochvolt-Verletzungen wurde signifikant öfter eine Fasziotomie (p=0,006) bzw. Amputation (p=0,004) nötig. Die Mortalität im Gesamtkollektiv betrug 8% (6/80 Pat.). Alle Verstorbenen waren aus der Gruppe der Hochvolt-Verletzungen (p=0,155), einzig das Verletzungsausmaß zeigte sich signifikant erhöht bei den Verstorbenen im Vergleich zu den Überlebenden.

Schlussfolgerung: Elektroverbrennungen sind seltene aber folgenschwere Verletzungen. Für die vorwiegend jungen Patientinnen und Patienten stellen die funktionellen und ästhetischen Folgen eine hohe Belastung dar. Da es sich meist um vermeidbare Unfälle handelt, nehmen Präventionsmaßnahmen einen besonders hohen Stellenwert ein und sollen zur Bewusstseinsbildung der Bevölkerung beitragen.