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Selbstmordversuch durch Verbrennung: eine retrospektive Studie an 154 Patienten
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Published: | January 9, 2018 |
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Hintergrund: PatientInnen nach Selbstmordversuch durch Verbrennung weisen oftmals schwerwiegende Verbrennungen auf und stellen einen nicht zu unterschätzenden Anteil an intensivpflichtigen Patienten dar. Landesabhängig besitzt dieses Patientengut häufig demographisch assoziierte Gemeinsamkeiten als auch psychiatrische Auffälligkeiten. Vorliegende Studie untersuchte diese Zusammenhänge im Kontext der in Wien versorgten VerbrennungspatientInnen.
Methoden: Es wurden Patientenakte der Verbrennungsintensivstation des AKH Wien zwischen 01/2014 und 12/2016 ausgewertet. Eingeschlossen wurden intensivpflichtige VerbrennungspatientInnen anhand der folgenden Einschlusskriterien: Abbreviated Burn Severity Index (ABSI) ≥4 und Alter ≥13 Jahre. Insgesamt konnten 154 VerbrennungspatientInnen eingeschlossen werden.
Resultate: Verbrennungen als Folge eines Suizidversuchs waren mit 9,7% (15/154) neben Verbrennungsunfällen im privaten Bereich 72,7% (112/154) und Arbeitsunfällen 16,2% (25/154) die dritt-häufigste Ursache einer stationären Aufnahme an unserer Intensivstation. Mehrheitlich erfolgten diese Verbrennungen durch Übergießen mit brennbaren Substanzen 66,7% (10/15), gefolgt vom Anzünden der Kleidung 13,3% (2/15), unbekannte Unfallhergänge 13,3% (2/15) sowie Verletzung durch selbstinduzierte Explosion 6,7% (1/15). Im Vergleich zur Referenzgruppe wiesen die PatientInnen der Patientengruppe I signifikant häufiger vorbekannte psychiatrische Nebendiagnosen (Tabelle 1 [Tab. 1]), wie Depression 33,3% (5/15), Z.n. Suizidversuch oder Selbstverletzung 26,6% (4/15), affektive Störung 13,3% (2/15) und Schizophrenie 13,3% (2/15) auf. Hinsichtlich Geschlechterverteilung, Alter und Body Mass Index (BMI) der PatientInnen konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen Patientengruppe I und II gefunden werden (Tabelle 1 [Tab. 1]). Neben einer signifikant höheren verbrannten Körperoberfläche (vKOF) wurden in Patientengruppe I signifikant häufiger Verbrennungen im Bereich des Rumpfes und der unteren Extremitäten beobachtet (Tabelle [Tab. 1]). Darüber hinaus lag in der Patientengruppe I ein signifikant höherer Anteil an III°igen Verbrennungen und Inhalationstraumen vor (Tabelle 1 [Tab. 1]). Therapeutisch unterschied sich der Anteil palliativ behandelter VerbrennungspatientInnen der Patientengruppe I nicht von jenem der Patientengruppen II (Tabelle 1 [Tab. 1]). Die Mortalität der Patientengruppe I und II unterschied sich weder generell, noch unter dem Aspekt einer Geschlechterverteilung signifikant.
Schlussfolgerung: Obwohl PatientInnen nach Selbstmordversuch durch Verbrennung oftmals ein höheres Maß an vKOF als auch häufiger Inhalationstraumen und III°igen Verbrennungen erleiden, ist die Sterberate innerhalb dieses Kollektivs mit jener der restlichen intensivpflichtigen VerbrennungspatientInnen vergleichbar. Heutzutage ist das multidisziplinäre Zusammenwirken von Intensivmedizin, Chirurgie und Psychiatrie oftmals in der Lage, auch das Überleben dieser PatientInnen zu sichern und diesen damit die Chance auf ein zweites Lebenschenken zu können.