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36. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2018)

10.01. - 13. 01.2018, Garmisch-Partenkirchen

Was hat der Plastische Chirurg zur Organisation einer BURN UNIT in Entwicklungsländern zu sagen?

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Rémy Zilliox - Interplast France, Lyon, Frankreich

Deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. 36. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2018). Garmisch-Partenkirchen, 10.-13.01.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocP 03

doi: 10.3205/18dav52, urn:nbn:de:0183-18dav521

Published: January 9, 2018

© 2018 Zilliox.
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Seit vielen Jahren engagieren sich NGOs mit Plastischen Chirurgen auf Einsätzen in Entwicklungsländern, um dort Wiederherstellungschirurgie durchzuführen. Dabei finden sich besonders viele Patienten mit Verbrennungsnarben, die meist aufwendige Rekonstruktionen bedürfen. Selten trifft man auf frische Verbrennungen oder nicht geheilte Läsionen, meistens sind es Narbenstränge in Folge langwieriger Sekundärheilungen. Hypertrophe Narben, Kontrakturen oder breite Narbenplatten führen häufig zu grotesken Deformitäten, zum Beispiel am Hals oder an Handgelenken. Besonders schwer leiden darunter die Kinder, deren Wachstum dadurch stark behindert wird. Die beste Maßnahme wäre selbstverständlich die Prävention solcher Verbrennungskontrakturen und zwar durch die richtige Frühversorgung gemäß den internationalen Regeln mit Verbänden, Débridement, Spalthauttransplantaten und Schienen. Doch es fehlt an erfahrenen Chirurgen, Geld und Motivation eine „Burn Unit“ aufzubauen. Nach über zwanzig Jahren Erfahrungen als Referent für Verbrennungen und Plastische Chirurgie in vielen Entwicklungsländern (Süd Sudan, Benin, Togo, RDC, Kongo Irak, Gaza, Haiti, Yemen, Indien usw.) ist es leider offensichtlich, dass die Verbrennungsbehandlung nicht nur eine Geldfrage ist. Verbrennungsbehandlungen kosten auch in Europa viel Geld. Wenn in einem Entwicklungsland einmal Geld für die medizinische Versorgung zur Verfügung steht, wird es nur in den seltensten Fällen für eine Verbrennungsstation genutzt. Wie oft gibt es nicht einmal Salben oder Fettgaze, keine Klingen für das Dermatom oder keine Mesh graft Walze. Leider fehlt es aber oft auch an gutem Willen und der entsprechenden Ausbildung. Die Patienten werden häufig in irgendwelchen chirurgischen Abteilungen untergebracht, ohne dass dort Interesse an Verbrennungsbehandlung besteht. Natürlich ist es für die helfenden Ärzte schön auf einen Einsatz zu fliegen und viele interessante Operationen durchzuführen und die verschiedenen Techniken den Kollegen vor Ort zu zeigen. Aber anstatt künstliche Demis, Skin Expander oder Lappenplastiken vorzustellen, wäre es nicht sinnvoller sie in die Grundlagen der akuten Verbrennungsbehandlung einzuführen? Ihnen Grundverständnisse für Hygiene und Sauberkeit vermitteln? Wie sehen die Regeln zum Betreten einer „Burn Unit“ aus? Warum werden mehrere Verbände mit denselben Handschuhen durchgeführt? Alles ohne überhaupt an Sterilität zu denken! Selbst wenn auch in den modernsten Verbrennungsstationen die Techniken etwas differieren mögen, die Grundregeln der Verbrennungsbehandlung und Protokolle bleiben weltweit für alle gültig. Was für Einflussmöglichkeiten hat nun der Plastische Chirurg auf die jeweilige Situation? Natürlich besteht ein Unterschied, ob es sich um einen kurz- oder langfristigen Einsatz handelt. Denn es hilft ja nichts Workshops zu organisieren oder Geld und Material in verschiedene Projekte zu stecken, wenn die schlechten Gewohnheiten in dem Land überleben. Hier ist der Plastische Chirurg gefragt, mit langem Atem bei der Organisation einer „Burn Unit“ mitzuwirken. Nur so können die schlechten Verbrennungsfolgen zu Gunsten unserer Patienten vermieden werden.